Katharina und der „Gschtabi“

von Thomas Brückmann

Text & Fotos: Pia Ackermann

Äusserlich gelassen sitzt Katharina zwischen der Moderatorin Sonja Hasler und Edy Hubacher. Sie ist an diesem 11. Februar zu Gast in der Sendung „Persönlich“ von SRF1. Über eine halbe Million Hörerinnen und Hörer verfolgen die beliebte Radio-Talksendung jeden Sonntagmorgen. Heute kommt die Live-Übertragung aus dem Zentrum Paul Klee in Bern. 220 Stühle im grossen Saal reichen nicht aus, gut 40 Personen müssen dem Gespräch im Nebenraum lauschen. Aufgeregtes Stühlerücken und Füssescharren. Sonja Hasler hebt die Hand, wir sind auf Sendung.

Die Walschützerin und der Rätselonkel: Sonja Hasler will mehr als Oberflächliches über die „zwei älteren Semester“ erfahren, die ihr heute gegenübersitzen. Beide blicken auf ein bewegtes Leben zurück: Katharina Heyer, 75, die vor zwanzig Jahren ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat, um die Wale und Delfine zu erforschen und die Menschen für ihre Bedürfnisse zu sensibilisieren. Edy Hubacher, der 1972 Gold an den Olympischen Spielen im Viererbob holte und seinen 2 Meter langen Körper auch noch mit 77 Jahren kerzengerade hält. Man kann sich gut vorstellen, dass der passionierte Lehrer die grösste Disziplin wohl von sich selber gefordert hat. Wie sonst hätte er 16 Schweizer Meister-Titel in Kugelstossen, Diskuswerfen, Fünf- und Zehnkampf geholt?

Kämpfe musste auch Katharina Heyer zahlreiche ausfechten, um die Stiftung firmm aus dem Nichts aufzubauen. Aber darauf möchte sie nicht eingehen. Viel lieber plaudert sie über die arbeitsintensive Saison in Tarifa und ihre Pläne für die Bucht von Algeciras. Auch im Winter kommt Katharina kaum zur Ruhe. Da sind die Ferienmessen, das firmm-Treffen in Aarau und die Vorbereitungen für die nächste Saison. Umso kostbarer sind die Momente, die sie mit ihren Söhnen, Enkeln und Freunden verbringen kann. Doch Katharina wäre nicht Katharina, würde sie nicht schon dem Wiedersehen mit Lolly, Sierra, Baby Hook und wie ihre Schützlinge alle heissen, entgegen fiebern. Ihre Augen leuchten, wie sie erzählt, dass sie am 23. März wieder aufbricht, um mit ihrer Crew die 21. Saison in Angriff zu nehmen.

Aufgeben schien weder für Katharina noch für Edy Hubacher je eine Option. Das und vieles andere verbindet die beiden Menschen, die Grossartiges geleistet haben und dabei ganz bescheiden über ihr aufregendes Leben sprechen. Aber sie lassen das Publikum vor Ort und am Radio auch teilhaben an Rückschlägen, Verletzungen und leidvollen Erfahrungen. In den Gesichtern der Zuschauenden um mich herum lese ich Betroffenheit. Ich bin froh, dass ich dabei sein kann. Obwohl ich Katharina schon mehrmals in der Öffentlichkeit erlebt habe, beeindruckt sie mich jedes Mal von neuem. Wie sie da nach dem Gespräch auf der Bühne steht und den Applaus entgegen nimmt, die zierliche Frau neben dem langen „Gschtabi“, wird ihre Grösse einmal mehr ersichtlich.

 

Die Aufzeichnung der Sendung kann als Podcast beim SRF1 heruntergeladen werden:
http://podcasts.srf.ch/world/audio/Persoenlich_11-02-2018-1003.1518343990041.mp3

 

Moderatorin Sonja Hasler, Edy Hubacher und Katharina in lockerer Talkrunde Das Interview ist zu Ende  
 

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