Die Saison 2014 – ein Rückblick
von Jörn Selling
Fotos: Katharina Heyer, Jörn Selling, Sebastian Kanzler und Eduardo Montano Peralta
Tarifa hat sich in der Saison 2014 von seiner ruhigsten Seite seit 1998 gezeigt. Es gab so gut wie keinen Tag mit dem berüchtigt starken Levante, auβer im Frühling als eine Woche davon uns bangen lieβ, die vorangegangene Saison könnte sich wiederholen. Daher waren wir nicht in der Bucht von Gibraltar, wo sich im Herbst die großen Schwärme von Fliegenden Fischen versammeln. Um diese zu jagen, arbeiten hunderte von Gewöhnlichen – und Gestreiften Delfinen im Team zusammen, davon haben auch diese Saison laut Zeugenberichten Seevögel und Thunfische profitiert.
Bevor es zu den interessantesten Bildern der einzelnen Arten geht, die für sich sprechen, noch einige Kuriositäten am Rande der Saison:
Gewöhnliche Delfine
Da sie nur noch in der Bucht von Gibraltar in gröβerer Zahl anzutreffen sind, haben wir sie vereinzelt in kleinen Gruppen und meist als Teil von Schulen Gestreifter Delfine gesichtet
Gestreifte Delfine
Sie haben uns diesen Sommer auch wieder viele Fahrten gerettet, als die Pilotwale und Tümmler verschwanden. Das passiert jedes Jahr, aber glücklicherweise gab es hunderte von Gestreiften Delfinen die sich in teils groβen Schulen in der Straβe von Gibraltar tummelten. In solchen Schulen gibt es immer viel zu sehen, weil die Tiere mehr Spielgesellen haben und sich gegenseitig necken.
Große Tümmler
Die Tümmler sind von allen Delfinen die akrobatischsten und besonders im Frühling gut aufgelegt. Viel schöner als die erzwungene Show im Delfinarium ist die freiwillige, die sie manchmal in Schiffsnähe darbieten. Dabei ist die Wasseroberfläche der Straβe von Gibraltar selten so glatt wie auf den ersten drei Aufnahmen
Auch spyhopping und tailslapping gehören zum Verhaltensrepertoire wie folgende Serien zeigen
Surfen gehört zu den Lieblingsspielen der Tümmler und Bugwellen von Schiffen eignen sich bestens dazu, mit dem gewonnenen Schwung lässt sich auβerdem vortrefflich springen
was die Gäste an Bord am liebsten sehen
Besonders freuen wir uns über Kälber, die meistens dicht bei der Mutter schwimmen. Wenn sie besonders klein sind, werden sie oft zusätzlich von einem zweiten Erwachsenen flankiert, so dass sie dazwischen „mitgesaugt“ werden
Grindwale
Grindwale sind meist langsam schwimmend unterwegs und wirken dadurch sehr entspannt, surfen tun sie wie alle Delfine auch gerne. In ihr geselliges Miteinender integrieren sie die Tümmler.
Dabei behalten sie uns im Blick, notfalls mittels spyhopping
Das Gegenteil von „spyhopping“ wäre „fluking“
Eine beliebte Übung ist „floaten“, auf dem Rücken schwimmen
Kälber, die neugieriger als die Erwachsenen sind, nähern sich manchmal unserem Schiff
Orcas
Die Orcas sind in kleineren Gruppen unterwegs
Unter ihnen war wieder die Matriarchin, auch genannt Tony
und zwei uns bekannte Männchen: Morales und der „Unbekümmerte“ von letztem Jahr
In die Straße von Gibraltar kommen sie um Thunfisch zu jagen
oder sich bei den Fischern ihren Anteil zu holen
Den sie anschließend genüsslich verspeisen
Anscheinend verschmähen sie auch keine Seevögel
Während die Erwachsenen speisen, vertreiben sich die Säuglinge die Zeit unter anderem an unserem Boot
Nach dem Fressen kommt die Freude am Leben und an den Artgenossen
mit dem dazugehörigen Übermut
Pottwale
2014 war bis dato das Pottwaljahr schlechthin. Ein möglicher Grund scheint die Windrichtung zu sein: anhand unserer Daten sehen wir, dass Sommer mit viel Levante (Ostwind), solche mit weniger Pottwalen sind. 2014 hatten wir praktisch nur Poniente (Westwind) und so gut wie jeden Tag mehrere Pottwalsichtungen.
Manchmal in Gruppen von bis zu vier
Wie alle Wale schwimmen sie mitunter auf dem Rücken, stehen senkrecht im Wasser oder tailslappen
Selten werden sie auf uns aufmerksam, so wie dieser, der auf den Bug unseres stehenden Schiffes zuschwamm,
dafür machen sie andere Wale neugierig, vor allem Grindwale und Tümmler
Aber auch Seevögel scheinen Pottwale anziehend zu finden
Am beliebtesten bei den Gästen ist der Moment wenn die Pottwale abtauchen, zuerst heben sie den Kopf,
dann machen sie einen Buckel
Als letztes sieht man die Fluke und hört die Kameraauslöser an Bord
Beim Einleiten des Tauchgangs kann es vorkommen, dass sie sich noch schnell „erleichtern“
Finnwale
Diese Saison konnten wir etwa so viele Finnwale beobachten wie im Jahr zuvor. Sie wandern einzeln, maximal zu fünft. Bis auf wenige Ausnahmen, wandern sie während des Sommers vom Mittelmeer in den Atlantik
Finnwale sind im Kehlbereich weiß
Verletzte Tiere
Wie jeden Sommer gab es leider nicht nur Gutes zu berichten. Es gab von Sportfischern verursachte Verletzungen, sowie auch alte und neue Bekannte mit ihren Krankheiten. Unter den langsamer schwimmenden Grindwalen gab es die typischen Verletzungen durch Sportfischer mit ihren weißen Yachten
oder durch uns unbekannte Ursachen
Unter den Tümmlern, weniger von Menschenhand verursachte, aber nicht minder gefährliche Unannehmlichkeiten
Unter Gestreiften Delfinen spielte sich die traurige Geschichte mit dem Plastikstück im Maul ab, obwohl solch wendige Tiere eher mit Plastikmüll spielen
Auch diesen mehr schlecht als recht schwimmenden Mondfisch hat es auf der „Nase“ erwischt
Pottwale werden bei der Jagd auf große Tintenfische von deren mit Haken bewehrten Saugnäpfen „angeritzt“. Wenn sie an der Oberfläche ruhen oder schlafen, werden sie von Schiffen angefahren
Vögel
Zum Schluss, einige Eindrücke von der sich über uns aufhaltenden Tierwelt
Wir hoffen auf eine gute Saison für 2015, die Ostern begonnen hat und in der wir bis jetzt schon gute Sichtungen von Tümmlern, Grindwalen und Pottwalen hatten. Sogar die Orcas sind in der Nähe, wie uns die Fischer berichtet haben!