Forschungsbericht Große Tümmler (Tursiops truncatus)

Es gibt in der Straße von Gibraltar residente Gruppen von Großen Tümmlern (Tursiops truncatus), die allerdings über die Jahre in immer kleineren Gruppen leben. Ihre Sprünge zeigen die Tiere eher zu Beginn der Saison.

Position Große Tümmler 1999–2015
Position Große Tümmler 1999–2015

Unsere Fotoidentifikation von Großen Tümmlern beweist, dass diese Art in der Straße von Gibraltar resident ist. Es gibt inzwischen jedoch eine stetige Abnahme in der Gruppengröße. Es gibt mehrere mögliche Gründe dafür:

  • Es könnte sich um eine Veränderung in der Gruppendynamik handeln.
  • Auch die Morbillivirus-Epidemie könnte Auswirkungen auf die Art haben. Von dieser schien die Population der Großen Tümmler in der Straße von Gibraltar zunächst nicht betroffen zu sein, vielleicht aber auch nur nicht so stark.
  • 2017 ist ein Gesetz zum Schutz der Orcas in Kraft getreten. Der verbesserte Schutz der Schwertwale könnte sich negativ auf die Bestände von Grindwalen und Tümmlern auswirken, weil beide Arten möglicherweise unter dem angespannten Verhältnis mit den Orcas leiden.

Die Abnahme der Gruppengröße ist ein Grund zur Sorge. Laut einer Doktorarbeit von Susana García Tiscar von 2009 ernähren sich die Tümmler in der Straße von Gibraltar von anderen Fischarten als die vom kommerziellen Fischfang betroffenen. Unterernährung sollte somit nicht der wahrscheinlichste Grund sein, obwohl hin und wieder magere Tiere (bei denen die Rippen sichtbar sind) von uns beobachtet werden. Andere Analysen deuten darauf hin, dass es sehr wohl eine Überschneidung mit den von Fischern gefangen Fischarten gibt. Außerdem beobachten wir regelmäßig Tiere mit Hautkrankheiten, deren Gesundheit möglicherweise durch Umweltverschmutzung, Stress und Mangel an Beute beeinträchtigt sein könnte.

Eva Maria Hanninger hat für ihre Masterarbeit (2022) herausgefunden, dass die Meerestemperatur in der Straße von Gibraltar 2018 und 2019 niedriger als im Durchschnitt war. In diesen beiden Jahren waren außerdem besonders viele Tümmler von Hautkrankheiten befallen. Ein Zusammenhang zwischen tieferen Temperaturen und Hautbefall wurde im Atlantik vor Nordamerika festgestellt. Möglicherweise hat eine Schwächung deren Immunsystems während 2018 und 2019 sogar die Geburtenrate in den Jahren 2020 und 2021 negativ beeinflusst.

Das für Große Tümmler typische verspielte Verhalten erleben wir besonders zu Beginn der Saison. Unseren Aufzeichnungen zufolge nimmt dieses Verhalten im Laufe der Saison aber kontinuierlich ab. Dies könnte ein natürlicher, von der Paarungszeit abhängiger Prozess sein, der dazu führt, dass die Tümmler im Frühling mehr sozialisieren. Oder sie haben gegen Ende der Saison den Schnabel voll von Whalewatchern.

Eckdaten aus unseren Jahresberichten

2004

  • Identifikation von Tümmlern legt nahe, dass auch diese Art in der Straße von Gibraltar resident sein könnte

2005

  • Identifikation beweist, dass diese Art in der Straße von Gibraltar resident ist (Es gibt in der Meerenge vier residente und sechs wandernde Arten.)

2006

  • größte Tümmlerversammlung: um die 120 Individuen
  • Es scheint, als ob die Population in der Meerenge wächst.

2007

  • größte Tümmlerversammlung: ca. 200 Tiere
  • Anscheinend erstarkt die Population in der Meerenge weiterhin.

2008

  • größte Tümmlerversammlung: ca. 200 Tiere

2009

  • Tümmler scheinen vom Morbillivirus in geringerem Ausmaß betroffen zu sein als Grindwale
  • größte Gruppe Tümmler diese Saison: 120 Tiere
    (Damit waren die größten Verbände von Grindwalen und Tümmlern nur halb so stark wie in der Saison 2008.)

2010

  • bis Mitte der Saison in gewohnter Anzahl anwesend
  • verschwanden dann zunehmend, was sich in einer Sichtungsabnahme von 40 % gegenüber der Saison 2009 widerspiegelt
  • größte Gruppe Tümmler: 200 Tiere im Juni
  • einmal noch Sichtung einer größeren Gruppe im September: 110 Tümmler

2011

  • bis Mitte der Saison in größerer Anzahl anwesend als in der zweiten Hälfte der Saison
  • größte Gruppen von 100 und 120 Tieren in Begleitung von je 15 und 20 Kälbern im Juni

2012

  • bis Mitte der Saison (Juli) in größerer Anzahl anwesend als in der zweiten Hälfte der Saison
  • im Juli: Schule von 80 Tieren, davon 15 Kälber
    (Somit war die Gruppe nur halb so stark wie die größte letztes Jahr.)

2013

  • Anfang der Saison (April, Mai) in größerer Anzahl anwesend
  • April: Schule von 150 Tieren, davon 20 Kälber
  • Juli: noch einmal 88 Tiere gesichtet
  • Oktober: einmal um die 70 Tiere gesichtet
  • sonst Gruppen von weniger als 50 Tieren
  • Population dieser Art in der Straße von Gibraltar scheint zunächst stabil zu sein

2014

  • größere Schulen von Großen Tümmlern (50 – 95 Tiere) von März bis September
  • größte Schule am 3. August: 80 Adulte mit 15 Kälbern
  • meiste Kälber und Neugeborene im Juli, August und September (so wie bei den Grindwalen bis relativ spät in den Sommer hinein)
  • mittlere Gruppengröße: 20 Tiere (2013 betrug sie 22; bis 2007 waren es noch 24,5 Tiere)

2015

  • Größere Schulen von Großen Tümmlern (51 – 88 Tiere) von Juni bis Oktober
  • größte Schule von 101 Tieren (davon 10 Kälber und 1 Neugeborenes) am 19. April
  • Kälber den ganzen Sommer über gesichtet
  • die meisten Neugeborenen von Juli bis September
  • mittlere Gruppengröße: 16 Individuen

2016

  • Größere Schulen von mehr als 50 Großen Tümmlern von Mai bis August
  • 7. Mai: 170 Tiere
  • 29. August: 155 Tiere
  • Kälber den ganzen Sommer über gesichtet, die meisten von Mai bis Juli
  • die meisten Neugeborenen gab es im August und September
  • mittlere Gruppengröße: 15,8 Tiere

2017

  • größere Schulen von mehr als 50 Großen Tümmlern vereinzelt von April bis September
  • 15. Juni waren es 100 und am 2. August 120 Tiere.
  • Kälber wurden den ganzen Sommer über gesichtet, die meisten im April und Mai. Nur 8 Neugeborene waren von April bis September zu sehen, 3 davon im Juli.
  • Insgesamt waren die Kälber einen Monat früher dran als letzte Saison.
  • Die Tümmler-Gruppen bestanden im Mittel aus 12 Individuen.

2018

  • größere Schulen von mehr als 40 und mehr Großen Tümmlern vereinzelt im Juli, August und Oktober
  • größte Ansammlung von 56 Tieren (9. August)
  • durchschnittliche Gruppengröße: 12 Tiere (stetige Abnahme seit 1999)
  • Kälber den ganzen Sommer über, die meisten im August
    (untypisch, da in anderen Jahren die meisten Kälber von April bis Juni gesichtet wurden)
  • 46 Sichtungen von Neugeborenen (Mai bis November)

2019

  • größere Schulen von 40 und mehr Großen Tümmlern den ganzen Sommer über
  • größte Schule von 75 Tieren, davon 5 Kälber (12. April)
  • durchschnittliche Gruppengröße: 12,4 Tiere (stetige Abnahme seit 1999)
  • Kälber den ganzen Sommer über
  • 20 Sichtungen von insgesamt 23 Neugeborenen (Mai bis November)

Die stetige Abnahme in der Gruppengröße seit 1999 hat dieses Jahr eine geringfügige „Erholung“ erfahren, ist aber weiterhin ein Grund zur Sorge. Laut einer Doktorarbeit von Susana García Tiscar von 2009 ernähren sich die Tümmler in der Straße von Gibraltar von anderen Fischarten, als die vom kommerziellen Fischfang betroffenen. Somit dürfte Unterernährung nicht der wahrscheinlichste Grund sein, obwohl hin und wieder magere Tiere (bei denen die Rippen sichtbar sind) von uns beobachtet werden.

2020

  • größere Schulen von mehr als 20 Großen Tümmlern den ganzen Sommer über
  • größte Schule von 32 Tieren, davon 2 Kälber (3. Juli)
  • durchschnittliche Gruppengröße: 11 Tiere
  • Kälber den ganzen Sommer über (die meisten vom 21.7.-23.8.)
  • nur 2 Sichtungen von je einem Neugeborenen (12. und 19.8.)

Die Saison beschränkte sich Corona-bedingt auf die Zeit vom 1.7.-7.9.2020. Davon konnten an 26 Tagen (38 %) wetterbedingt keine Ausfahrten stattfinden.

2021

  • größere Schulen von mehr als 20 Großen Tümmlern (3. Juli – 29. Oktober)
  • größte Schule:
    • 210 Tiere (6. Juli)
    • 200 Tiere (16. September)
    • 100 Tiere, davon 1 Kalb (21. Oktober)
  • durchschnittliche Gruppengröße: 12 Tiere
  • Kälber die ganze verkürzte Saison über
    Kälbergruppen von 5-10 (18. Juni – 29. September)
  • mehrere Sichtungen von Neugeborenen (25. Juni – 2. Oktober)
    vom 25. August bis 29. September sogar sechsmal 2 und einmal 3 Neugeborene gleichzeitig

Die Saison beschränkte sich Corona-bedingt auf die Zeit vom 18.6.-29.10.2021. Davon konnten an 43 Tagen (32 %) wetterbedingt keine Ausfahrten stattfinden.

2022

  • größere Schulen von 30 – 50 Großen Tümmlern von Mai bis September (die meisten im August/September)
  • größte Schule von 100 Tieren, davon ca. 20 Kälber (17. April)
  • durchschnittliche Gruppengröße: 12 Tiere
  • Kälber die ganze Saison über (die meisten vom 21.7.-23.8.)
  • insgesamt 47 Neugeborene (3. Juni – 25. Oktober, die meisten im August/September)

Von den 214 Tagen der Saison (1.4.-31.10.2022) konnten an 84 Tagen (39 %) wetterbedingt keine Ausfahrten stattfinden.

Die vollständigen Jahresberichte der Stiftung firmm finden Sie auf firmm.education.