Bericht von Claudia Draheim

Text und Fotos: Claudia Draheim

Bereits als kleines Kind hat mich der „Walwahn“ gepackt und lässt mich nicht los. Delfine und Wale findet man bei mir an allen möglichen und unmöglichen Orten, sie aber live und in Farbe zu sehen, ist schöner als es jedes Foto oder jeder Film dieser Welt es je widerspiegeln könnte. Bereits vor der Küste Frankreichs und Portugals konnte ich Gemeine Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten, doch im August 2012 hieß es endlich „Auf nach Tarifa! Die Schwertwale sind da!“. Schwertwale faszinieren mich mehr als alles andere und es war ein Traum von mir sie eines Tages in freier Wildbahn sehen zu können.

Eine Freundin erklärte sich bereit mit nach Tarifa zu kommen, obwohl sie mit dem Meer und mit Walen eher weniger zu tun hat. So kam es auch, dass ich keine Kurswoche bei firmm buchte, sondern nur an einigen Ausfahrten teilnahm.

An unseren ersten beiden Tagen in Tarifa wehte der Levante so heftig, dass es nicht möglich war mit dem Schiff den Hafen zu verlassen. Wir nutzten die Zeit, um die Umgebung zu erkunden, aber meine Spannung darauf, ob wir die Orcas tatsächlich sehen würden, wuchs von Stunde zu Stunde.

Am Mittwoch endlich nahmen wir an unserer ersten Ausfahrt zu den Schwertwalen teil. Wir fuhren mit der Spirit in das Gebiet, in dem normalerweise die marokkanischen Fischer Thunfisch fangen. Da wir uns allerdings noch in der Zeit des Ramadan befanden, waren kaum Boote auf dem Wasser. Ein einzelnes Fischerboot, das soeben einen 3 m langen Thunfisch an Bord geholt hatte, signalisierte uns, dass die Orcas nicht in der Nähe gewesen sind. Wir fuhren noch ein Stück weiter, hatten aber keinen Erfolg.

 

Bevor wir aber in den Hafen zurückkehrten, besuchten wir die residenten Wal- und Delfingruppen vor der Küste. Wir sahen Streifendelfine, die auf der Bugwelle eines Tankers ritten, einige große Tümmler, Gemeine Delfine und Grindwale. Besonders die Grindwale waren neugierig und schauten sich unser Boot interessiert von unten an. Sie bleiben lange in der Nähe und präsentierten sich direkt neben dem Boot.

 

Von dieser Ausfahrt kehrte ich leider mit Fieber zurück und musste am nächsten Tag auf die Wale verzichten.

Am Freitag aber war ich nachmittags wieder bei der Schwertwal-Tour dabei. Ich wollte einfach die Hoffnung noch nicht aufgeben sie doch noch zu sehen.

Wieder fuhren wir hinaus zu den Fischern und heute waren sie tatsächlich draußen und mit ihnen auch die Orcas. Einer tauchte vor uns auf, einer hinter uns und plötzlich waren knapp 20 Tiere um uns herum. Es war unglaublich schön zu sehen, wie sie sich ganz ungehindert bewegten, mal in der Nähe, mal etwas weiter weg auftauchten. Schwertwale sind wunderschöne und gewaltige Tiere, die sich wendig im Wasser bewegen. Es gibt kaum etwas, das ich mir je an Informationen über Orcas habe entgehen lassen und da waren sie plötzlich so nah bei uns. Das war der Moment auf den ich seit 20 Jahren warte und ich hätte vor Glück weinen können. Ich glaube, Worte können diese Begeisterung gar nicht ausdrücken und wer sich nicht für Wale interessiert, wird es nie nachvollziehen können, aber für mich ist ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen.

 

Der nächste Tag war unser letzter Tag in Tarifa. Ich hatte die Schwertwale wohl bereits gesehen, doch hielt mich das nicht ab, noch einmal mit hinauszufahren. Wer weiß, wann ich mal wieder kommen kann? Wir fuhren also erneut mit der Fly Blue hinaus in das Gebiet der Orcas. Doch: nichts. Wir fuhren noch ein Stück weiter: nichts. Noch ein Stück und dann hieß es plötzlich: „Orcas in Sicht!“ Meine Befürchtung sie nicht mehr zu sehen, stellte sich als unbegründet heraus. Ganz im Gegenteil: es sollte einen Augenblick geben, den ich nie wieder vergessen werde. Unter den Orcas, die wir beobachten konnten, befanden sich einige Jungtiere. Sie tollten im Wasser herum. Eines war übermütig und inspizierte unser Boot. Es schwamm mit dem Bauch nach oben direkt unter der Wasseroberfläche mit uns mit. Damit befand es sich etwa 2 m unter mir. Dieses Bild wie es sich uns keck präsentierte, hat sich mir eingebrannt.

Leider bleibt die Zeit auch in solchen Augenblicken nicht stehen und so mussten wir uns irgendwann wieder verabschieden um nach 3 h wieder im Hafen zu sein.

Ich habe die Tage an denen es möglich war, genutzt, um mit firmm aufs Meer hinaus zu fahren. Wir haben auf diesen Ausfahrten so gut wie alles, was es in der Straße von Gibraltar zu sehen gibt, gesehen (inkl. Mondfische) und – für mich wurde ein Traum Wirklichkeit!

Ich werde firmm und die Wale und Delfine in der Straße von Gibraltar in sehr guter Erinnerung behalten und sobald sich mir die Gelegenheit bietet, bin ich wieder dabei, wenn es heißt: „Orcas in Sicht!“

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