firmmnews 14 - Rückblick Saison 2009
12. firmm-Treffen am 27.02.2010 im Kultur- und Kongresshaus Aarau
Text: Pia Ackermann
Einen ausführlicheren Bericht lesen Sie in der PDF-Ausgabe des Newsletters.
Die firmm-Familie wird immer internationaler: Nebst Gästen aus Deutschland und Österreich sind zwei ehemalige Kursteilnehmer eigens aus England angereist. Katharina Heyer begrüsst die gut 300 Anwesenden herzlich und präsentiert ein ausgewogenes Programm.
Rückblick Saison 2009
Freude und Erfolg prägten die Saison 2009. Unglaubliche 17'000 Gäste, 3'000 mehr als im Vorjahr, wollten frei lebende Wale und Delfine sehen. Dank der erhöhten Kapazität – die „firmm Spirit“ fasst neu 73 Plätze – sind weniger Fahrten nötig. Über 1'500 Kurzvorträge in verschiedenen Sprachen halten die Volontär/innen in einer Saison. Durch Katharinas Referate lassen sich zahlreiche Aldiana-Hotelgäste für eine Whale Watching-Tour begeistern.
Die Weltwirtschaftskrise verzögert den monströsen Hafenausbau in Tarifa. Doch neue Fährlinien und -betreiber bringen mehr Verkehr in die Meerenge. Auch die Verbindung von Tarifa nach Tanger soll künftig stündlich bedient werden. Es wird viel Aufklärung und Information nötig sein, um die neuen Mitspieler zu sensibilisieren.
Walsichtungen
Gegenüber 2008 (1'563) scheint die Zahl der Walsichtungen im 2009 (1'309) auf den ersten Blick rückläufig. Diese Interpretation trügt, waren doch dank grösserer Bootskapazität nur 412 gegenüber 440 (2008) Fahrten nötig. Im Vergleich zum Vorjahr wurden weniger gestreifte Delfine und Pottwale gesichtet. Bei den Delfinen scheint sich die Überfischung negativ auszuwirken. Bei den Pottwalen spekuliert Katharina auf Nachwuchs, was ihren vorübergehenden Rückzug erklären würde. Die Finnwale zeigten sich 2009 in grosser Zahl und oft erstaunlich nah. Auch die gewöhnlichen Delfine kommen wieder in grösseren Schulen vor. Leider zeigten sich nur wenige Orcas, was wohl mit der rücksichtslosen Massenvernichtung der roten Thunfische zusammenhängt.
Im Mai reisten Prof. David Senn und Prof. Patricia Holm wiederum mit Student/innen der Uni Basel an. Auch die Academia Engiadina, das Bäumlihofgymnasium und Bambino Tours zählen zu den regelmässigen Gästen, neu dabei ist die Kantonsschule Zürich-Oberland.
Crew
2009 war auch bei der Crew ein Jahr der Konsolidierung: Zur bewährten Mannschaft stiessen im Lauf der Saison 15 engagierte Volontärinnen und Volontäre. Für jede/n einzelne/n findet Katharina ein paar persönliche Worte und Anekdoten.
Für Fotos der firmm Crew siehe Blog: Hinter den Kulissen vom Dez. 2009.
Herr Prof. David Senn hat im Laufe des Jahres altershalber seinen Rücktritt aus dem firmm-Stiftungsrat angekündigt und als Nachfolge Frau Prof. Patricia Holm vorgeschlagen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei David Senn für die 12-jährige Tätigkeit und sehen der Zusammenarbeit mit der neuen, äusserst motivierten Stiftungsrätin mit Freude entgegen.
Elf Jahre Datensammlung zu den Walen in der Straße von Gibraltar als Basis für Forschungsarbeiten: Was ist machbar?
Im Mai 2009 hat sich Statistikexperte Dr. Jürgen Holm die umfangreiche firmm-Datensammlung vorgenommen. Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Aussagekraft einer Statistik. Insbesondere die Interpretation der Daten erfordert das Wissen und die Erfahrungen der Forscher, aber auch der involvierten Personen vor Ort.
„Die firmm-Daten sind gut gepflegt und von hoher Qualität“, hält Statistikexperte Dr. Jürgen Holm fest. Mehr als 50 Variablen zu fast 14'000 Tieren und Tiergruppen hat firmm in elf Jahren erfasst. Anhand einiger Beispiele zeigt Jürgen Holm die komplexe Interpretation der Daten auf. Hängt die rückläufige Zahl von Sichtungen der gewöhnlichen Delfine mit ihrem Sterben durch Überfischung und Umwelt zusammen? Ist die konstant steigende Zahl von Grindwalbeobachtungen auf ihre gesunde Population oder auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie am leichtesten zu finden sind und die firmm-Boote gezielt in ihr Gebiet fahren?
Während die schwankenden Orca-Sichtungen möglicherweise mit entsprechend schwankenden Thunfischbeständen korrelieren, ist aus statistischer Sicht noch nicht erkennbar, ob es sich bei den wenigen Pottwalsichtungen 2009 um eine natürliche Schwankung oder eine sich etablierende Abnahme handelt. Über die ganze Zeitspanne betrachtet, sind bei den Pottwalbegegnungen immer wieder Spitzen erkennbar. Meeresbiologe Jörn Selling bezeichnet das Phänomen als „gute“ bzw. „schlechte“ Jahre.
Die Internationale Walfangkommission IWC: Kann sie firmm helfen?
1946 zur Regulierung des Walfangs ins Leben gerufen, bestimmen die 88 Vertragsstaaten der IWC zwar immer noch die weltweiten Fangquoten von Grosswalen, das Ziel ist jedoch vielmehr ihr Schutz. Neben Schutzbemühungen ist die Herausgabe von Richtlinien und Empfehlungen eine weitere Hauptaufgabe der IWC. Beim Fang wird unterteilt in kommerziell, aboriginal (als Nahrung für die eingeborenen Völker) und wissenschaftlich (mit Sondergenehmigung). Knapp 2000 Wale jährlich werden offiziell weltweit gefangen. Als Beifang in Netzen werden nur 300 Wale und Delfine gemeldet, die effektive Zahl dürfte bei rund 300'000 Tieren liegen.
Prof. Dr. Patricia Holm, Schweizer Delegierte im Wissenschaftlichen Komitee der IWC, erklärt, warum Forschung über Wale noch nötig ist. Viele Walarten sind nur durch Strandungen bekannt. firmm und die IWC können sich gegenseitig unterstützen: Mit dem Zurverfügungstellen der Boote und den Forschungsdaten dient firmm der Wissenschaft als Plattform. Der Beitrag der IWC liegt beim Wissen, das via firmm an die Besucher/innen weitergegeben wird, bei internationalen Schutzbemühungen und Richtlinien.
Medienarbeit rund um „The Last Giants – Wenn das Meer stirbt“
Mit einer gross angelegten Kampagne wurde „The Last Giants – Wenn das Meer stirbt“ im September 2009 durch Progress Film lanciert. Einen Dokumentarfilm in die Kinos und Fernsehanstalten zu bringen, erfordert kreative Ansätze, wie die Medienverantwortliche Nicole Stelzner berichtet. Weil es Daniele Grieco und seinem Team mit einem Mini-Budget von 40'000 Euro gelungen ist, scheinbar bekannte Fakten mit einzigartigen Bildern zu einer kraftvollen Aussage zu kombinieren, konnten prominente Befürworter wie Hannes Jaenicke gewonnen werden. Veranstalter, Filmfestivals und Presse griffen den Film auf, auch die Fernsehanstalten wie ZDF, NDR, 3sat, RTL etc. strahlten Beiträge aus.
Noch zögerlich verläuft der Verleih an Schweizer Kinos. Beim Schweizer Fernsehen stehen die Chancen gut für eine Ausstrahlung im Herbst 2010. Die DVD zum Film wird ca. im Frühherbst vorliegen.
Dolphin Resort Marokko: Aktueller Stand
Wer das Projekt der Delfin-Auffangstation von Anfang an mitverfolgt hat, könnte denken, dass es im Jahr 2009 kaum fortgeschritten wäre. Doch im Hintergrund hat sich ein wichtiger Wechsel bei den Investoren und Mitkämpfern vollzogen. Die neuen Kräfte heissen Grupo GC (spanische Baufirma aus Madrid) und Charity Bank aus England.
Eine wesentliche Rolle spielt auch die marokkanische Architektin Hanae Bekkari, die ihre wertvollen Verbindungen einsetzt und das Projekt bei den Behörden vorantreibt.
Katharina zeigt die neuen Pläne, wie sie im Februar dem Wali (Gouverneur) in Tanger vorgelegt wurden.
Die Zusage des Investors der Grupo GC ist eben eingetroffen, nun wird eine Holding gegründet. Endlich sind die Kanäle wieder offen, die Zeichen für den ersehnten Baustart stehen gut. Vielleicht wirkt sich der wieder gewonnene Schwung des ersten auch positiv auf das zweite Projekt WAVE ONE in der „Katharinen-Bucht“ aus?!
Klangtherapie für Delfine
Vladas Martirosa lässt dem Publikum eine Videobotschaft zukommen, übersetzt von Peter Salzmann. Als erstes präsentiert der Walexperte aus Littauen eine aufblasbare Plattform zur Rettung und zum Transport von Delfinen. Seine eigentliche Botschaft aber dreht sich um eine neue, erfolgversprechende Therapie: Das „Innere Klänge-Therapieprogramm“ arbeitet mit den heilenden Klängen der Solfeggio Frequenzen, welche auf das Hirn einwirken und zu einer neuen Harmonie und Bewusstseinserweiterung führen können. Vladas hofft, diese Klangtherapie im Dolphin Sanctuary in Marokko einsetzen zu können.
„The Last Giants – Wenn das Meer stirbt“
Sechs Monate nach der Filmpremiere zieht Regisseur Daniele Grieco Bilanz: Der Film hat die Zuschauer begeistert, Filmkritiker zollten Respekt und bei der Online-Filmbesprechung auf „stern.de“ schlug „The Last Giants“ sogar einen Disney-Film. Doch Meeresbiologe Daniele macht sich nichts vor: Das Wissen der Menschen über den bedrohten Lebensraum ist äusserst bescheiden, und es ist noch ein grosser Schritt hin zu einer Veränderung oder gar Umkehr. Noch landen täglich Millionen Tonnen Abfall und radioaktive Materialien im Meer. Für die überwiegende Fläche unseres Planeten ist keiner zuständig, wir Menschen entnehmen ihm Nahrung und geben ihm unseren Abfall zurück… Daniele appelliert an das Bewusstsein und die Mitverantwortung eines jeden Menschen, endlich aktiv zu werden, um das Sterben der Ozeane aufzuhalten.
Großes Dankeschön
Das Schlussbouquet gehört traditionellerweise der Schar freiwilliger Helferinnen und Helfer. Katharina dankt den „guten Geistern“ im Hintergrund: Angefangen bei Sebastian, der mit firmm auf Facebook in nur vier Monaten beinahe 300 Members generierte und sämtliche grafischen Arbeiten ausführt. Heike, Mario und Jürg, die Internetverantwortlichen, Caroline als Schweizer firmm-Vertretung während Katharinas Abwesenheit, 49 Standbetreuer/innen an den Ferienmessen, zahlreiche Gönner und Spender von Material und Mobiliar. Zu guter Letzt gehört Katharinas Dank der Mannschaft in Küche, Kasse, Technik und überall, die jedes Jahr zum guten Gelingen des firmm-Treffens beiträgt.
Kampagnen
Zwei unterstützungswürdige Kampagnen möchten wir Ihnen ans Herz legen:
Wenn im April die norwegische Walfangsaison beginnt, werden über 1'200 Minkwale durch explodierende Harpunen und Gewehrschüsse getötet. Helfen Sie mit, diese Grausamkeiten zu stoppen, indem Sie den vorbereiteten Brief im nachstehenden Link unterschreiben:
http://e-activist.com/ea-campaign/clientcampaign.do
Der EU-Rat hat den Import von Robbenerzeugnissen verboten. Kanada bekämpft das Verbot, und immer noch sterben Tausende von Robben einen sinnlosen Tod. Mit diesem vorbereiteten Brief können Sie helfen:
http://www.ffw.ch/kampagnen/tiere/kampagnen-fuer-die-tiere/robben/musterbriefe.html
Es braucht nur eine Minute! Herzlichen Dank.
Es tut sich einiges rund um firmm: In der erfolgreichen Saison 2009, die uns erlaubt hat, unsere Arbeit weiter zu professionalisieren, die Abläufe zu vereinfachen, das Team und den Betrieb allgemein zu festigen, wurden wir mit einer neuen Rekordzahl von Gästen belohnt. Das verpflichtet. Wir werden weiter alles daran setzen, Ihnen unvergessliche Begegnungen mit den Walen und Delfinen in der Strasse von Gibraltar zu ermöglichen. Verfolgen Sie unsere Erlebnisse mit den Meeressäugern, ihre vertrauensvolle Annäherung, aber auch ihr täglicher Kampf in der am dichtesten befahrenen Wasserverkehrsstrasse der Welt auf unserer Webseite www.firmm.org.
Mit Frühlingsgrüssen aus Tarifa
Ihr firmm-Team