Zweite Schildkrötenrettung oder „Mann über Bord“

von firmm Team

Text: Luisa Listmann, Volontärin von firmm; Fotos: firmm

Am 24. Juli 2013 legten wir mit der firmm Spirit ab und tuckerten voller Neugier und Erwartungen auf die Straße von Gibraltar hinaus. Das Meer war ruhig und klar, die Sonne schien mit voller Kraft und ein laues Lüftchen erfrischte alle am Boot. Nicht lange mussten Katharina und Eduardo suchen bevor sie eine große Gruppe gestreifter Delfine entdeckten. Respektvoll und genügend Abstand wahrend näherten wir uns und beobachteten diese flinken, hübschen Tiere, wie sie durch das Wasser flitzten und gelegentlich wild aus dem Wasser sprangen. Nach und nach näherten sie sich dem Boot und konnten durch das klare Wasser gut beobachtet werden.

Gestreifte Delfine 

Einige hundert Meter entfernt lag die firmm Fly Blue im Wasser und ihre Mitfahrer betrachteten auch das Schauspiel der kleinen Meeressäuger. Plötzlich kam ein Funkspruch von der firmm Fly Blue, man habe eine Meeresschildkröte gesichtet. Normalerweise sieht man Meeresschildkröten nicht so oft und wenn, dann tauchen sie recht schnell ab sobald sich ihnen ein Boot nähert. Die gesichtete Meeresschildkröte tauchte allerdings nicht, ihre linke Seite schwamm immer oben auf – vermutlich eine Entzündung des linken Lungenflügels. Da Pedro und Co. (damals noch an Bord der firmm Spirit) dieses Jahr schon eine Schildkröte gerettet hatten, wurde nicht lange gefackelt und die Bergung eingeleitet. Leider war an Bord der firmm Fly Blue kein Netz vorhanden, mit dem sie einfacher hätte eingefangen werden können. Also entschied sich die Crew der firmm Spirit es mit der Rettung zu versuchen – es wurde spannend bei uns: Eduardo stellte sich mit Eugenio und einem Netz an das Heck der firmm Spirit und gab nach und nach Anweisungen an den Kapitän Diego, der das Boot geübt auf kleinstem Raum manövrierte. Viele Male drehte sich das Boot, kam immer wieder nah an die Meeresschildkröte heran, die Leute fieberten mit, aber es schien aussichtslos – immer wieder schwamm das Tier knapp außer Reichweite.

Doch dann...ich stand rechts am Fenster des Bootes und sah unter mir ganz nah die Meeresschildkröte vorbeischwimmen; ich dachte schon „jetzt kriegt Eduardo sie“, aber nein! Schon wieder zu weit weg. Und in dem Moment sah ich wie Eduardo mit einem kraftvollen Satz ins Wasser springt!!! Sofort machte Diego die Schraube aus und rannte auch ans Heck des Schiffs. Inzwischen hatte sich Eduardo mit kräftigen Schwimmzügen der Schildkröte genähert und sie zu fassen bekommen. Diese fand das erst einmal nicht so toll und versuchte nach Eduardo zu schnappen, er drehte sie kurzerhand um und zog sie dann an ihren Hinterbeinen zum Boot.

Eduardo mit der Schildkröte im Schlepptau Endlich an Bord 

Diego und Eugenio warteten schon, um ihm zu helfen die Schildkröte an Bord zu bekommen. Ich stand derweil an der offenen Hecktüre und passte auf, dass genügend Platz für die Schildkröte und ihre Retter zwischen den ganzen in Bann gezogenen Gästen war. Eugenio und Diego hatten nun die Schildkröte gepackt, aber erst mit Eduardos Hilfe (wieder an Bord) gelang es den Dreien dann, sie aus dem Wasser zu ziehen und an Deck zu hieven. Mit großem Applaus wurde die Rettungsaktion gefeiert! Nun lag sie da; durchaus noch etwas benommen von der Rettungsaktion.

Dolores (inzwischen hatte die Meeresschildkröte einen Namen bekommen) wurde für den Rest der Fahrt an einem ruhigen dunklen Plätzchen mit nassen Handtüchern bedeckt und in Ruhe gelassen, dass sie sich von dieser Aktion etwas erholen konnte. Eduardo war wieder an Bord; Diego hatte seine Position wieder eingenommen und so konnte die Suche nach anderen Meeresbewohnern weitergehen. Wir durften uns noch an dem Anblick vieler Grindwale um, unter und neben unserem Boot erfreuen, bevor wir uns dann dem Hafen von Tarifa, noch immer an die tolle Rettung von „Dolores“ denkend, zuwendeten. Mittlerweile hatte Diego schon einer Veterinärin aus Algeciras von einer Auffangstation für wilde Tiere Bescheid gegeben, damit sie die Meeresschildkröte sobald wie möglich abholen konnte.

Die Meeresschildkröte wird in das Hafenbüro transportiert Eduardo mit "Dolores" 

Kurz nach unserer Ankunft in Tarifa war die Veterinärin auch schon da und nachdem sich alle vom geretteten Tier verabschiedet hatten, wurde es in sichere Hände übergeben. Wir hoffen, dass sie bald wieder gesund wird und wieder durch die Straße von Gibraltar schwimmen kann. Es ist schön zu sehen, dass obwohl die Aufmerksamkeit auf Wale gerichtet ist, ein in Not geratenes Tier ohne lange zu überlegen gerettet wird und alle nötige Aufmerksamkeit erhält.

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