Levante oder Poniente?

von firmm Team

Hafen von Tarifa bei Levante 9

Text: Edeltraud, Fotos: firmm

In den letzten Jahren hatten nicht nur die Kinder viele Fragen, sondern auch die Erwachsenen. Die häufigsten von ihnen möchte ich jetzt beantworten.

Levante, Poniente … Was bedeutet das?

Tarifa wird regelrecht umarmt vom Wind, der aus 2 Hauptrichtungen mit schön klingenden Namen kommt: Levante, oder Poniente. Im Winter gibt es manchmal kalten Nordwind (vor allem nachts und am Morgen) oder Südwest (dann ist das Meer besonders rau). Letzterer sorgt gelegentlich auch im Sommer für raues Meer, dann vor allem am Morgen. Die Topografie der bergigen Straße von Gibraltar gleicht einem Windtunnel in Ost-West Richtung, weshalb Levante und Poniente die stärksten und häufigsten Winde sind.

Der Levante ist ein warmer Wind, der vom Mittelmeer durch die Meerenge von Gibraltar zum Atlantik bläst. Die Levante wird auch das Östliche Mittelmeer genannt, dort wo die Sonne aufgeht („levantar“ ist das spanische Verb „heben“).

Nach der Beaufort Skala wird Wind in Knoten gemessen: 1 Knoten (kn) = 1,85 km/h.

Levante ab 21 Knoten: unsere Boote bleiben im Hafen, da die entstehenden Windwellen zu stark sind. Manchmal kommt Dünung aus dem Mittelmeer dazu und verursacht durch Überlagerung mit den Windwellen noch höheren Seegang.

Bei diesen Windstärken ist Whale-Watching möglich

Wenn der Wind vom Atlantik zum Mittelmeer weht, hat er den schönen Namen Poniente („poner“ ist im spanischen „hinlegen“, dort wo die Sonne untergeht). Er ist im Sommer wegen seiner Kühle in Tarifa herzlich willkommen, aber Ausfahrten sind auch mit ihm nur unter den gleichen Windstärken wie mit Levante möglich.

Die Tiden bestimmen auch mit, ob die Straße von Gibraltar den Gästen zuzumuten ist. Bei großem Tidenhub (Vollmond und Neumond) entstehen in einigen Phasen hohe Scherwellen, Seekrankheit ist dann vorprogrammiert.

Finnwal Blas

Wie findet ihr die Delfine? Füttert ihr die oder wird ein Radargerät eingesetzt?

Beides nicht.

Langjährige Erfahrung in Kombination mit den erfassten Forschungsdaten macht es möglich die Tiere in ihrem gewohnten Lebensraum zu finden bzw. man weiß in etwa wo man hinfahren und sich umschauen sollte. Soweit die Forschung. Dazu kommen ein feines Gespür und die Verbundenheit von Frau Heyer zu den Tieren. Sie wird außerdem bei der Suche unterstützt, von einem Kapitän und den Matrosen, die ausgestattet sind mit Fernglas, aber auch scharfe Augen haben. Durch ihre Erfahrung beim Absuchen der Wasseroberfläche erkennen sie sehr früh den Unterschied zwischen Wasserbewegung und Finne eines Delfins. Noch schwieriger gestaltet sich die Suche nach den großen Walen. Der Blas - also der Luftausstoß vom Wal - muss über dem Wasser ausfindig gemacht werden. Beim Blick gegen die Sonne sind die Spiegelungen auf dem Wasser eine spezielle Herausforderung. Der Blas der großen Wale unterscheidet sich enorm von Art zu Art; trotzdem erfordert es genaues Hinsehen, um einen ca. 5 Meter hohen Blas von einem ca. 3 Meter hohen Blas unterscheiden zu können und die verschiedenen Winkel, in denen er ausgestoßen wird einzuschätzen.

Spirit und Orcas
firmm Spirit und Orcas

Sagen Sie mal, wie verträgt sich Ihr Umweltverständnis und Ihr Anspruch auf Walschutz mit Ihren Ausfahrten? Sie stören die Tiere doch auch.

… mit einem Für und Wider Gefühl:

die Straße von Gibraltar ist eine internationale Schifffahrtsverbindung zum Mittelmeer. Um diese befahren zu dürfen gibt es strenge Regelungen. Nur Schiffe mit eigenem Antrieb dürfen sie befahren. Mit Paddel- oder Schlauchboot, auch mit einem Kanu, kämen wir nicht in das Gebiet, in dem die Tiere leben, es liegt teilweise in der Fahrrinne und die Strömung ist viel zu stark. Die ca. 300 Container- und Frachtschiffe, die diesen Seeweg täglich passieren, sehen kleine Boote ohne Radarreflektor nicht, sie würden uns überfahren, und das mit Fahrgästen! Viel zu gefährlich, dafür gibt es keine Lizenz. Uns bleibt nur ein leistungsstarkes Boot, um den Menschen die Tiere in der freien Natur zeigen zu können. Denn nur was wir Menschen kennen und lieben, sind wir auch bereit zu schützen.

Aber Sie werden vor Ort sehen und miterleben, wir verhalten uns den Tieren gegenüber respektvoll, wir stören so wenig wie nötig. Bedeutet, wir fahren seitlich in ihre Nähe, mit einem Abstand von ca. 100 Metern. Wir bleiben "stehen", im Leerlauf des Motors. Abstellen dürfen wir dem Motor nicht: könnte ja sein er springt nicht an, wenn ein großes Schiff sich uns nähert und wir könnten die Fahrbahn nicht verlassen. Die Kollision mit dem Riesen will sich keiner vorstellen.

Wenn die Tiere näher an unserem Boot sind oder, was häufig bei den Grindwalen vorkommt, unter dem Boot durchtauchen, dann sind es die Tiere, die sich uns aus Neugier nähern.

firmm Vision am Kran, das Spirit hat dieselbe Schraubenanordnung
firmm Vision am Kran, das Spirit hat dieselbe Schraubenanordnung

Wie groß ist das Boot, wie viele PS hat es, wie schnell fahren sie und sind die Schiffsschrauben nicht viel zu gefährlich für die Tiere?

Jein

Unser meist benutztes Schiff ist das firmm Vision, mit Glasfenstern und einer Gesamtlänge von 16,43 m. Es ist mit einer Motorleistung von 1018 PS ausgestattet. Seine Schiffschrauben drehen sich zur Hälfte in einer Einbuchtung des Rumpfbodens, die andere Hälfte stellt noch eine von der Fahrweise abhängige Gefahr dar.

firmm selbst hat Jahre daran gearbeitet, dass ein Tempolimit für alle Schiffe in der Straße von Gibraltar gesetzlich vorgeschrieben wird. Zum Gesetz kam es nicht, aber es gilt eine Geschwindigkeitsempfehlung von 24km/h (etwa 13 Knoten) in der südlichen Hälfte der Straße von Gibraltar. Wenn wir einen Pott- oder Finnwal in größerer Entfernung sehen und ihn erreichen wollen, überschreiten aber auch wir mitunter die empfohlene Geschwindigkeit.

Schwimmwesten
Schwimmwesten

Das zweite Boot ist das firmm Spirit mit einer Gesamtlänge von 16,87 m. Es hat eine Motorleistung von 1000 PS. Die Propeller sind wie im firmm Vision angebracht.

Haben Sie Schwimmwesten an Bord?

Ja, auch für Kinder

Für jeden Gast eine, zudem Rettungsringe, die für alle sichtbar an den Seiten im Sitzbereich angebracht sind. Dazu zwei Rettungsinseln, Feuerlöscher, Automatische Feuerlöschung im Maschinenraum und eine vierköpfige Besatzung, die auf alle Notfälle vorbereitet - und gut geschult ist, so wie eine betreuende Person für die Passagiere an Bord.

Zurück