Kindermund tut Weisheit kund (Teil vier)

von firmm Team

Text: Edeltraud Konradt; Fotos: firmm

Wie jedes Jahr am Saisonende fasst Edeltraud die interessantesten Kinderfragen und Behauptungen zusammen und beantwortet sie ausführlich.

Werden Delfine auch krank?

große Tümmler

Ja, sie können ganz viele Erkrankungen bekommen.

Delfine haben körperliche Ähnlichkeiten mit dem Menschen, weshalb Meeressäuger auch unter den gleichen Krankheiten leiden können.

Die Delphinschutz.org. hat eine Reihe Infektionsrisiken und Gefahren beim Schwimmen mit Delfinen und in den Delfinarien aufgeführt.

So wurden

  • Streptokokken gefunden, diese verursachen u.a. Halsentzündungen, Scharlach und Lungenentzündungen.
  • Staphylokokken verursachen u.a. Meningitis, Lungenentzündung, Nieren- und Wundinfektionen.
  • Pseudomonas sind Auslöser von Atemwegserkrankungen wie der Legionärskrankheit und chronischer Lungeninfektion.
  • Aeromonas sind Bakterien, die Durchfall, Wundinfektion und Harnwegsinfektionen verursachen.
  • Die Bakterie Erysipelothrix wiederum verursacht Hautreizungen, die Bakterie Vibrio u.a. Cholera.
  • Clostridien verursachen u.a. Tetanus.
  • Mykobakterien sind Ursache von Hautinfektionen und Tuberkulose.
Edeltraud bei einer Charla

Hierzu gesellen sich eine Reihe viraler Infektionen wie Pocken, Tollwut und Rotaviren (letztere können Durchfall und Erbrechen auslösen). Auch durch Pilze hervorgerufene Krankheiten wie Blastomykose sind gefährlich und können die Lymphknoten und innere Organe befallen.

Diese Aufzählung bezieht sich auf Delfine in den Delfinarien.

Doch auch in der freien Natur sind Delfine hohen Gefahren einer Infektion ausgesetzt z.B. durch Algentoxine, Schwermetalle (vor allem Blei und Quecksilber) oder Organchlorine. Diese Meerwasserverschmutzungen stammen von riesigen Müllteppichen, sowie von Pestiziden, Herbiziden, Kunstdünger, Reinigungsmittel, Abwässer und Ölen die in das Meer fließen. Daran erkranken auch andere Meeressäuger wie Robben, sowie Pinguine und Schildkröten. Auch Fische sind belastet. Die gesamte Nahrungskette im Meer ist von der Verschmutzung betroffen.

In der Eckernförder Bucht wurde im April 2020 ein Delfin gesichtet, der einen Pilzbefall auf der Haut hatte und hustete. Der Delfin verstarb Ende Januar 2021. Der Obduktionsbericht gab als Ursache Lungenentzündung an, verursacht durch Lungenwürmer. Neben der Lungenentzündung hatte er schwere Magengeschwüre und eine massive Hauterkrankung (Pocken). Das schwächte sein Immunsystem. Ob auch der Stress, dem das Tier durch zu viele Besucher in der Bucht ausgesetzt war, ein Auslöser für die Schwächung des Immunsystems war, bleibt ungeklärt.

Parasitische Lungenwürmer werden von Robben und Delfinen mit der Nahrung aufgenommen und wandern dann in die Lunge. Dort können sie bei starkem Befall Lungenentzündungen auslösen, an der der Meeressäuger dann stirbt.

Weitere Erkrankungen:

- Diabetes Typ 2: Delfine können nach dem Fressen einen zu hohen Zuckerspiegel im Blut haben, der sich, anders als beim Menschen, wieder selbst senkt.

- Nierensteine

- Lungenkrankheiten bzw. Lungenwürmer

- Hauterkrankungen: Pilzbefall und entzündete Wunden

Hier möchte ich meine Auflistung der Erkrankungen beenden, denn die Liste könnte noch viel länger sein. Ich bin erschüttert, das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Warum fressen Orcas keine Menschen?

... Im Wasser wäre der Mensch doch hilflos und so eine leichte Beute.

Meeresbiologen sagen dazu: Orcas sind intelligent und neugierig. Vielleicht erkennen sie den Unterschied zwischen intelligenten Wesen und ihrer Beute und greifen uns deshalb nicht an …

Orcas fischen mit Luftblasen.

Orcas

Ja, das ist richtig bei kleinen Fischen wie Heringen. Einzelne Fische zu fangen ist aufwendig und lohnt sich nicht, so entwickelten die Orcas eine Strategie.

Zuerst isolieren Orcas einen Teil eines riesigen Fischschwarms. Sie kreisen ihn ein, damit die Fische nicht mehr entkommen können. Einige Orcas tauchen nun unter den isolierten Fischschwarm und lassen Luftblasen aufsteigen, um die Fische an die Wasseroberfläche zu treiben. Dann schlagen sie mit ihren Fluken auf die Wasseroberfläche. Die Fische werden erschlagen oder betäubt. Jetzt ist angerichtet: das große Fressen beginnt. Dieses Verhalten wurde vor Norwegen beobachtet.

Orcas fressen Haie

Obwohl ich diese Aussage von einem kleinen Jungen in meinem Vortrag mit Jein beantwortet habe, muss ich sie hier nun korrigieren.

Die Wissenschaftlerin Lauren Smith hat beobachtet, dass Orcas weiße Haie jagen und dann die Innereien fressen. Grund hierfür ist, dass die Leber der Haie eine ölhaltige Substanz enthält. Das sind wichtige Nährstoffe für die Orcas.

Was machen Wale und Delfine mit den Knochen und Gräten ihrer Beute?

Nun, die werden mit heruntergeschluckt, denn Wale kauen nicht. Delfine fressen Fische, den ganzen Fisch, er wird im Ganzen runtergeschluckt und im Magen werden die Gräten von der Magenflüssigkeit zersetzt. Die nicht verdaulichen Teile werden mit dem Kot ausgeschieden. Bei den großen Walen ist es ebenso: die Nahrung wird im Ganzen geschluckt. Ist die Beute z. B. beim Orca ein Seelöwe, so wird die Beute zerrissen und in Teilen geschluckt.

Wie vermehren sich Delfine?

Also OK: Let´s talk about dolphin sex!

Delfine sind sehr taktil. Sie berühren sich oft und gerne mit den Vorderflossen. Diese sind sehr sensibel. Die Berührungen stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Paarungsakt selbst dauert nur ein paar Sekunden. Delfine tun es oft und mit wechselnden Partnern, das ist Teil ihrer gesellschaftlichen Struktur. Auch masturbieren (sich auf dem Meeresgrund schubbern und stimulieren) und gleichgeschlechtliches Stimulieren, Üben und Ausprobieren wurde beobachtet. Die gegenseitige Stimulation passiert über die Berührung des Schnabels und über sehr gebündelte Töne an den Genitalschlitzen des anderen Delfins. Weibchen werden ca. im Alter von 9 Jahren geschlechtsreif, die Männchen erst mit etwa 15 Jahren. Das sexuelle Üben und Ausprobieren beginnt allerdings schon sehr viel früher. Die Geschlechtsreife der Wale variiert allerdings von Art zu Art. Delfine lieben sich Bauch an Bauch.

Wie sprechen Pottwale?

abtauchender Pottwal

Sie produzieren rufende Töne und klicken Tonfolgen. Rechts und links unterhalb des Blasloches befinden sich zwei paarige Lippen, durch die Luft gepresst wird. Auf diese Art entstehen die Klicks oder Pfeiftöne.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass nicht jeder Pottwal gleich klickt. Je nachdem wo er beheimatet ist, klickt er anders. Deswegen haben Forscher sie in sogenannte Wal-Clans eingeteilt. Jeder Clan hat seine eigenen Klicklaute. An der Abfolge der Klicks erkennen Wissenschaftler ihre Wanderrouten und ihren Lebensraum. Die Klicklaute dienen aber auch der Orientierung im Meer und der Nahrungsfindung. Ihre Klicklaute sind über große Strecken zu hören. Sie erzählen, aus welchem Clan sie kommen, was sie gerade tun und erleben und warnen auch vor Gefahren.

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