19. firmm-Treffen am 25. Februar 2017

von firmm Team

 

Text: Andrea Stampfli;   Fotos: Thomas Brückmann und Eduardo Montano Peralta

      

Der Saal ist dieses Jahr wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Katharina Heyer eröffnet das 19. firmm-Treffen. Sie begrüßt die zahlreich Anwesenden; insbesondere die Crew aus Spanien und Jörn Selling den langjährigen Biologen von firmm, welche alle extra für das Stiftungstreffen in die Schweiz gereist sind.

Sie erklärt den Ablauf des Abends und bedankt sich für die Dias von Sebastian Kanzler aus Tarifa, Albert Rietjens aus Holland und Eduardo Montano aus Tarifa, welche uns zwischendurch schöne Impressionen liefern.

 

Rückblick

Katharina erklärt für all diejenigen, welche zum ersten Mal mit dabei sind nochmals wo Tarifa genau liegt und wieso diese spezielle Lage Tarifa zu einem so außergewöhnlichen Platz macht. Ein Kurzfilm von Sebastian Kanzler zur Straße von Gibraltar lässt uns alle für einen Moment nach Tarifa einkehren.

  

An der Hafenein- und Ausfahrt steht die Statue des Schutzheiligen El Sagrado Corazón de Jesús, welche über alle Seefahrer wacht. Eindrücklich sind die Bilder der Fähren Tarifa-Tanger im Hafen von Tarifa. Da diese immens groß sind, müssen sie vom Practico in und aus dem Hafen begleitet werden.

 

Katharina zeigt anhand von Sichtungskarten auf, wo sich die Tiere in der Straße hauptsächlich aufhalten. Dank diesen Daten konnten die Captains der anderen Schiffe insbesondere der Schnellfähre Tarifa-Tanger sensibilisiert werden. Es konnte sogar erreicht werden, dass eine neue Fährlinienführung nicht genehmigt wurde, welche genau durch das Gebiet der Grindwale geführt hätte.

Mittlerweile verfügt die Stiftung über ein Lokal am Hafen. Dort können sich die Touristen über die Ausfahrten informieren und es können den Tagestouristen mit Charlas über die Tiere und die Straße von Gibraltar wertvolle Informationen mit auf den Weg gegeben werden (über 1'500 Charlas in 4 Sprachen für meist sehr große Gruppen). Die Leute zu informieren und zu sensibilisieren gehört zu den Hauptzielen der Stiftung.

 

Ein weiteres Lokal befindet sich an der Hafenstrasse. Dort finden auch die Vorträge für die Kursbesucherinnen und Besucher statt. Hinzu kommt auch noch das alte Office in der Altstadt.
Das letzte Jahr war ein sehr windreiches Jahr.

 

Dass trotz den widrigen Umständen so eine hohe Anzahl an Leuten mit auf den Ausfahrten waren liegt daran, dass mit dem neuen Boot viel mehr Personen pro Ausfahrt mitgenommen werden konnten und sich auch das Touristenvorkommen stark vergrößert hat (2015: 27'500 Touristen / 2016: 26'800 Touristen). Dagegen waren es weniger Kursteilnehmer als in den letzten Jahren (2015: 246 Studis / 2016 160 Studis). Vielleicht hatte dies mit der Angst vor allfälligen Flüchtlingsströmen zu tun.

Firmm konnte letztes Jahr mit dem bewährten Boot der firmm Spirit und mit dem neuen Boot der firmm Vision ausfahren. Das neue Boot, die firmm Vision, bietet für bis zu 100 Personen Platz und verfügt über Unterwasserfenster. Außerdem ist sie mit 2 Toiletten ausgestattet. Bei beiden Booten ist ein bequemer Einstieg am Hafen möglich und so kann Jeder an den Ausfahrten teilnehmen.

 

Firmm hat ein neues Computerprogramm gestiftet erhalten, um die Sichtungen zu registrieren. Mit diesem können tolle Diagramme und Karten erstellt werden, um die Tiere noch besser zu finden und ihre hauptsächlichen Aufenthaltsgebiete nachzuweisen.

 

Großer Beliebtheit erfreuen sich die Tierpatenschaften (2016 = 320 Patenschaften). Unter den Tierpatenschaften, ist Baby Wilson immer noch weitaus das beliebteste Tier. Auch wenn er mittlerweile 1 Jahr älter und doch ein Stück gewachsen ist, ist er immer noch der Kleinste im Bunde. Neu bei den Patenschaften ist bei den Grindwalen Baby Toni hinzugekommen.

März - Auch im Jahr 2016 fanden wieder unvergessliche Ausfahrten mit einmaligen Sichtungen statt. Schon eine der ersten Ausfahrten am 30. März 2016 trumpfte mit der Sichtung von 2 Finnwalen auf. Vor diesen her sprangen Große Tümmler und die Finnwale versuchten die Tümmler zu schubsen. Doch damit noch nicht genug. Auf der weiteren Fahrt waren dann auch noch Pottwale, gewöhnliche Delfine und eine Gruppe Grindwale zu sehen.
Gestreifte Delfine waren während der Saison in Gruppen von 200-300 Tieren und mehr zu sehen.

April - Im April kamen dann die ersten Pottwale. Und wie - es waren gleich 9 Stück an der Zahl. Leider kam es gleich zwei Mal vor, dass bei der Begegnung mit Pottwalen der Captain der Konkurrenz, welcher auch gleich der Besitzer ist, mit hohem Tempo rücksichtslos zwischen das firmm-Boot und den Pottwal gefahren ist. Damit hat er den Pottwal ernsthaft gefährdet, was Katharina sehr verärgert hat. Da die Pottwale eher träge sind und sich meist nur an der Wasseroberfläche aufhalten, um genügend Luft für einen erneuten Tauchgang zu tanken, sind sie auch durch die großen Schiffe stark gefährdet. Aber auch die Vögel können sie so nerven, dass sie sich gezwungen sehen abzutauchen. Katharina zeigt ein Film, auf welchem zu sehen ist, wie ein Vogel immer wieder versucht, sich auf den Pottwal zu setzen. Diesen scheinen die Krallen unglaublich zu stören. Er hebt den Kopf um zu sehen, was ihn da so nervt oder kitzelt und versucht den Vogel abzuschütteln und zu vertreiben. Als dies nicht gelingt taucht er ab. Ein ganz spezieller Pottwal ist Observador. Er kommt als einziger immer wieder auf das Boot zu und schaut sich die Leute auch mal genau an und taucht dann nahe beim Boot ab (Film). Es konnte auch beobachtet werden, wie sich Große Tümmler den riesigen Verwandten genau anschauen und gemeinsam mit ihm abtauchen. Auf einer Ausfahrt ist das Boot auf einen Pottwal getroffen, der gerade dabei war sich schlafen zu legen. In so einer Situation ist es selbstverständlich, dass man sich dann wieder entfernt, um das Tier nicht zu stören. Mit 280 Sichtungen von Pottwalen, sind sie die am dritt meisten gesichteten Tiere.

Mai - Im Mai kam ein Stefan aus Deutschland vorbei und fragte höflich ob er mit einer Drohne ein paar Videos drehen könnte. So machte er sich gemeinsam mit Fernando und der Hilfe der restlichen Crew daran, Bilder mal aus einer anderen Sicht aufzunehmen. Dies geschah stets sehr respektvoll und das Resultat wird mit einem Kurzfilm für alle ersichtlich.

 

Danach wird ein Film von einem Gast gezeigt, wo er dokumentiert wie er und seine Familie eine Ausfahrt erleben.
Als im Mai die ersten Thunfische (trächtige Weibchen die ins Mittelmehr schwimmen) die Straße passierten, bot sich ein Spektakel. Sie sprangen aus dem Wasser und waren dabei Fische zu jagen (wahrscheinlich Sardinen). Gleichzeitig jagte ein Vogelschwarm die Fische, welche aus dem Wasser sprangen, von der Luft aus. Sie versuchten von den Thunfischen zu flüchten.

Auch immer spektakulär sind die Großen Tümmler welche vor den Frachtern herspringen und diese für einen "gratis" Transport benutzen. Sie verbrauchen so kaum Energie um sich fortzubewegen.

Juni - Am 26. Juni 2016 fand die erste Ausfahrt der firmm Vision statt.
Im Juni wurden große Gruppen von Grindwalen gesichtet. Die Grindwale sind die am meisten gesichteten Tiere (832).

Juli - Anfang Juli passierte eine große Flotte des amerikanischen Militärs von 7 Schiffen die Meerenge. Auch da zeigte die Konkurrenz keinen Respekt und preschte wieder los. Doch dieses Mal haben sie sicherlich eine Busse erhalten. Man sollte sich nicht mit dem Militär anlegen.

Juli ist auch die Zeit der Orcas. Leider hatte es sehr viel Wind und es waren nur wenige Ausfahrten möglich. Die alte Matriarchin und der Großvater Camacho wurden nicht mehr gesehen. Was aus ihnen geworden ist, wissen wir leider nicht. Camorro, ein junges Männchen, hat jetzt 4 Weibchen und 4 Junge. Lucia die Tante von Baby Wilson ist oft mit Camorro unterwegs. Camorro nimmt jetzt auch den kleinen Wilson öfters mit und lehrt ihm neue Dinge. Der Kleine muss unter anderem lernen, wie man einen solch riesigen Thunfisch frisst, was ohne Arme und Hände gar nicht so einfach ist. Orcas zeigen keinen Futterneid und teilen ihren Fang untereinander.

Katharina wurde an ihrem Geburtstag am 20. Juli 2016 mit einer ganz speziellen Ausfahrt überrascht. Ein Finnwal sprang gleich 7 Mal aus dem Wasser! Ein außergewöhnliches Erlebnis, da die Riesen normalerweise zügig und zielgerichtet durch die Meerenge vom Mittelmeer in den Atlantik schwimmen.

August - Am 4. August 2016 verirrte sich ein noch junger Buckelwal in die Meerenge. Katharina lernte da die Grindwale von einer neuen, ihr bisher unbekannten Seite kennen. Auch Tiere die ihr bestens bekannt waren, verhielten sich äußerst aggressiv gegenüber dem Buckelwal. Sie bissen ihn und versuchten ihn unter Wasser zu drücken. Der Buckelwal suchte mehrere Male Schutz am Boot. Die Grindwale ließen den Wal aber nicht in Ruhe.

 

Katharina hatte große Mühe mit dem Erlebten und musste zuerst verdauen, dass die geliebten und sonst so friedfertigen Grindwale ein derartiges Verhalten zeigten. Ein Verhalten, das unsererseits kaum einzuordnen ist.
Auf einer andern Ausfahrt sind die firmm Boote zu weit in marokkanisches Gewässer gelangt. Während es die firmm Vision geschafft hat, rechtzeitig und dank einem starken Motor wieder zurück in den Hafen zu fahren, wurde die firmm Spirit, welche weniger schnell reagiert hatte, von der marokkanischen Küstenwache gestoppt und verhört. Zum Glück war auf der firmm Spirit ein Mechaniker, der Doppelbürger ist und beide Sprachen spricht. Erst nachdem es bereits Dunkel wurde, konnte die firmm Spirit dann doch noch heil zurück in den Hafen von Tarifa fahren.

September - Ein Feuer in Marokko und der damit verbundene Rauch in der Straße von Gibraltar machte es unmöglich auf die marokkanische Seite zu fahren und somit die Ausfahrten durchzuführen. Dies zeigte wie schädlich die Auswirkung solcher Brände sein kann.

Am 25. September 2016 auf einer Ausfahrt wurde ein junger Geier im Wasser entdeckt. Das Tier war sichtlich erschöpft und versuchte verzweifelt nicht unterzugehen. Schneller als Katharina etwas sagen konnte, war die Crew bereits daran den Pechvogel aus dem Wasser zu fischen. Wie ihnen dies mit dem zur Verfügung stehenden viel zu kleinen Rettungsmaterial gelungen ist, bleibt für Katharina ein Rätsel. So ein Geier hat eine riesige Spannweite. Er wurde in der Folge in einer Toilette an Bord eingesperrt und die Vogelschutzbehörde informiert. Da diese aber erst später eintraf, musste der Geier auch noch auf eine zweite Ausfahrt mit. Der Geier konnte dann aber, nachdem er aufgepäppelt worden war, bereits 1 Woche später von der Vogelschutzbehörde wieder in die Freiheit entlassen werden.

Prof. Dr. Patricia Holm - Mit dem Eisbrecher Polarstern auf Forschungsreise in der Antarktis

  

Am diesjährigen firmm-Treffen kamen wir alle wieder einmal in den Genuss eines sehr spannenden Vortrages von Frau Prof. Dr. Patricia Holm. Sie war im vergangenen Jahr für 10 Wochen mit auf dem Eisbrecher Polarstern auf Forschungsreise in der Antarktis. Gemeinsam mit Prof. Dr. Helmut Segner und Dr. Anneli Strobel bildete sie ein Forschungsteam, welches als Schwerpunkt das Projekt "Fische in der Antarktis" verfolgte. Auf dem Schiff befanden sich insgesamt 50 Forscher und 50 Crewmitglieder. Dabei wurden unterschiedliche Aufgaben verfolgt. Darunter auch Dinge wie die Versorgung der Forschungsstation Neumayer, das Dresdner Warmblüter Team (Robbenforschung) aufnehmen, abladen, Camp einrichten und nach genau 4 Wochen wieder abholen, Logistik Rone-Depot der British Antarctic Survey, 3 Langzeit-Verankerungen bergen und ausbringen und das BENDEX Experiment.

In der Antarktis sieht es aus als gehe alles nahtlos in sich über. Die Antarktische Konvergenz mit dem Zirkumpolarstrom, ostwärts gerichtet bildet aber eine Wasserbarriere. Dies bedeutet viel Wind und viel Strömung. Der antarktische Zirkumpolarstrom verbindet 3 Ozeane zu einem globalen System. Dies ist sehr wichtig für das gesamte Ökosystem aller Meere. Darum waren auch viele Ozeanologen mit an Bord.

Frau Prof. Dr. Holm erklärt kurz wieso Eisberge aus Süßwasser bestehen. Auf einem Bild ist ersichtlich wie sich Dellen auf der Oberfläche des Eises bilden. Das Wasser gefriert auf der Oberfläche. Die Eiskristalle vertragen kein Salz und drängen dieses hinaus. Je älter das Eis ist, je süßer ist es also.

2x am Tag trafen sich die Wissenschaftler im Saal. Morgens um den Wetterbericht zu erfahren und abends für wissenschaftliche Vorträge, welche für alle Pflicht waren.

Es wurde ein großes Schleppnetz für den Fischfang ausgelegt. Einmal wurde dieses sogar um 03.00 Uhr am Morgen eingeholt. Es wurde rund um die Uhr gearbeitet, denn Zeit ist auf dem Forschungsschiff kostbar. Außerdem ist es zu dieser Zeit sowieso 24 Stunden hell. Es gibt weder einen Sonnenaufgang noch einen Sonnenuntergang. Die Schleppnetze sind manchmal voll mit Schlamm und das Einholen des Netzes ist dann mühsam. Danach müssen alle Arten bestimmt werden. Einige Fische, die sogenannten Weissblutfische weisen kein Hämoglobin auf. Sie können sich über die Haut mit Sauerstoff aus dem Wasser versorgen, denn je kälter das Wasser, desto mehr Sauerstoff ist im Wasser gelöst. Da es so kalt ist, kommen die Fische gänzlich ohne Hämoglobin aus.

 

Nun gilt es herauszufinden, ob die Evolution bei den Fischen der Antarktis auch auf weitere Dinge verzichtet hat, wie zum Beispiel Funktionen die helfen Schadstoffe abzubauen. Bis anhin war dies nicht nötig, da die Tiefsee der Antarktis einer der saubersten Plätze der Welt war. Da aber auch die Antarktis immer mehr mit Schadstoffen belastet wird, werden diese Untersuchungen immer wichtiger.

An Bord des Schiffes gab es immer gut zu Essen. Alkohol im Speisesaal war jedoch absolut verboten. Mit Ausnahme der Feiertage, an welchen man sich dann doch ein Glas Wein gönnen durfte. Auch ein Fitnessraum und ein kleiner Pool standen den Forschern zur Verfügung.

Es wurden viele Wasserproben genommen und immer wieder Geräte ins Wasser gelassen, welche Bilder und Daten lieferten.

Wenn man an Land ging, mussten zuerst Bohrungen gemacht werden, um abzuklären, ob das Eis auch genug stark war, um die Menschen und Ausrüstungsgegenstände zu tragen. Dabei ist das Eis an der Unterseite nicht weiß, sondern gelblich-bräunlich. Dies ist sehr wichtig, denn bei den braunen Verfärbungen handelt es sich um Kieselalgen, welche den Beginn der Nahrungskette ausmachen.

Auf der Reise wurden viele Tiere gesichtet und nach 49 Tagen dauernder Helligkeit durfte auch endlich wieder der erste Sonnenuntergang bestaunt werden.

Vorstellung Mitarbeiter und allgemeine Hinweise

Monika Morgan hat auch dieses Jahr verschiedene Messen und Vorträge organisiert und das Jugendcamp, welches vom 24. Juli bis 4. August 2017 stattfinden wird, organisiert.

Es wurde ein Online-Buchungssystem eingerichtet. Katharina bittet aber alle auch für Fahrten außerhalb der darauf ersichtlichen Termine anzurufen, da es noch mehr Boote geben kann.

Auch im Bereich "Education" wurde viel erreicht. Mehrere Schulen und Universitäten haben firmm besucht oder zum Thema gemacht. Außerdem hat Dr. Thomas Brückmann firmm Education online gebracht. Jörn hat alle Arbeiten und wissenschaftlichen Studien aufgelistet und diese sind nun unter www.firmm-education.org einsehbar.

Katharina stellt alle Mitarbeiter und die Volontärinnen und Volontäre der Saison 2016 vor und dankt allen herzlich für ihren Einsatz.

In der Pause kann man diverse Fanartikel erwerben und sich bei Monika Morgan über die Tierpatenschaften und das Jugendcamp informieren. Außerdem steht Katharina zur Signierung ihres Buches, welches auch zum Verkauf angeboten wird, zur Verfügung.

   

Die Stiftung Gärtnerhaus hat wieder für Verpflegung und Caroline Burger und ihr Team für kalte Platten und das Catering gesorgt. Zum Schluss des 1. Teils wünscht Katharina allen Anwesenden "en Guete".

 

Die firmm Forschung erfährt internationale Resonanz bei der Walfangkommission IWC

  

Frau Prof. Dr. Patricia Holm vertritt die Schweiz im Wissenschaftlichen Komitee der IWC. Sie will allen Anwesenden aufzeigen wie wertvoll und wichtig die Forschung von firmm ist. Im letzten Jahr durfte sie der IWC (bestehend aus 89 Mitgliedstaaten), die Forschungserkenntnisse von firmm, welche von Jörn Selling in einer Arbeit mit der Bezeichnung "Epidermal Conditions, Lesions and Malformations in Cetaceans of the Strait of Gibraltar" zusammen gefasst wurden, präsentieren. Wie der Titel schon aussagt handelt es sich dabei um die festgestellten Läsionen, Hautveränderungen und Missbildungen die äußerlich an den Walen beobachtet werden können. Da nur selten ein Wal nach seinem Tod untersucht werden kann, geschieht dies rein anhand von Fotos.

Dank den Sichtungs- und Schiffsverkehrskarten kann festgehalten werden, was alles auf die Hautveränderungen einen Einfluss haben kann. Dies sind beispielsweise das große Verkehrsaufkommen und die große Verschmutzung, welche zu einer Schwächung des Immunsystems führen. Bereits in einem anderen Vortrag an einem firmm-Treffen konnte Frau Prof. Dr. Holm so aufzeigen, dass die Grindwale sich zunehmend in kleineren Gruppen bewegen. Dies tun sie wahrscheinlich da der immense Lärm in der Meerenge die Kommunikation untereinander zunehmend einschränkt.

Frau Prof. Dr. Holm zeigt auf wie die IWC aufgebaut ist. Sie besteht aus 12 Unterausschüssen und Arbeitsgruppen. Jedes Jahr kommen die Wissenschaftler für 14 Tage zusammen, um sich gemeinsam in Arbeitsgruppen verschiedenen Themen zu widmen. Neu gibt es eine Arbeitsgruppe, welche sich mit dem Thema "Non-deliberate human-induced mortality of large whales" befasst. In dieser und auch in der Gruppe "Environmenal Concerns" durften die Forschungsergebnisse von firmm präsentiert werden. Danach haben alle 89 Mitgliedstaaten den Bericht erhalten. Der Ausschuss hat sich intensiv mit dem Bericht befasst. Frau Prof. Dr. Holm bittet deshalb um einen großen Applaus für Katharina und Jörn für die außergewöhnliche Arbeit die sie leisten! Der Bericht ist unter: http://tinyurl.com/z8jaon9 einsehbar.

 

Aufgrund dieses Berichts empfiehlt die IWC eine weitergehende Zusammenarbeit mit weiteren Auswertungen anhand neuer Fotos und Beobachtungen und anhand eines veterinärmedizinisch empfohlenen Schemas.

 

Frau Prof. Dr. Holm meint dies sei zwar eine etwas trockene Materie gewesen, aber es sei ihr sehr wichtig, dass alle sehen und sich sicher darüber sind, wie wichtig die Arbeit von firmm ist. Wie firmm mit ihren Daten dazu beiträgt, dass sich die Situation der Tiere ändern kann und verbessern wird.

 

 

Vortrag von Jörn Selling

  

Zu Beginn entschuldigt sich Jörn Selling, firmm's Meeresbiologe gleich vorweg, dass der nächste Vortrag etwas unappetitlich sein wird. Er wird darüber erzählen, wie es mit seiner wissenschaftlichen Arbeit über die Läsionen, Verletzungen und anderen von außen sichtbaren Anomalien bei den Walen und Delfinen in der Straße von Gibraltar weiter gegangen ist. Bereits im letzten Jahr hat er ausführlich darüber berichtet. Er zeigt uns nun anhand von weiteren Fotos Tiere die mit Parasiten, Viren und anderen Veränderungen zu kämpfen haben. Beispielsweise ein Orca, dessen Finne umgebogen ist. Man kennt dies aus der Gefangenschaft. Aber wieso kommt dies auch in Freiheit vor? Ein Indiz könnten die schwarzen Flecken sein (Pocken Viren) die das Tier hat. Auch sonst sieht man immer wieder verschiedene Tiere, die mit weißen oder schwarzen Punkten übersäht sind, welche immer auch von Pocken stammen können. Es wurde festgestellt, dass sich Poxviren auf ihren Wirt spezialisiert haben. Dabei kann es sich um eine Walart oder sogar nur um eine ganz bestimmte Familie handeln.

Ein Delfin weist einen großen Buckel unterhalb der Finne auf. Hier stellt sich die Frage ist dieser angeboren oder von einem Trauma?

Ein weiteres Tier hat einen Buckel in der Bauchregion. Ist das Tier schwanger oder stammt der Buckel doch von einer Zyste?

Lange Parasiten hängen an fast allen Wal- und Delfinarten. Fast jedem Finnwal haften beispielsweise diese krebsartigen Tiere an (Larve sieht genauso aus wie die einer Garnele), welche tief im Gewebe sitzen.
Auf einem weiteren Finnwal sind lange, über den ganzen Körper verteilte Spuren, ersichtlich. Diese stammen wahrscheinlich von einem Neunauge, welches immer weiter nach Hinten gerutscht ist, wo es wieder neue Nahrung gefunden hat. Auch Larven, Seepocken und Entenmuscheln nutzen die Wale und Delfine als Transportmittel und Lebensraum Dabei handelt es sich nicht um Parasiten. Sie "hängen" sich nur an das Tier und sind nicht tief verankert. Wenn es aber zu viele werden, dann machen sie das Tier langsam und schränken es ein.

Lolly ist ein Delfin, dessen Finne ganz weiß ist. Lolly konnte schon seit 2002 über mehrere Jahre beobachtet werden und die Abnormität hat sich kaum verändert.

Meist werden bereits geschwächte Tiere massiv befallen. Einzelne Tiere sind sehr dünn und man sieht ihre Rippen. Einige Tiere besitzen auffällige Pigmentfehler. Einzelne Tiere sind deshalb fast weiß. Dabei handelt es sich aber nicht um Albinos.

Auch Beissverletzungen von Beutetieren und Artgenossen führen oft zu schweren Entzündungen.
Die Kratzer können in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Einerseits sind da die ganz gewöhnlichen Schrammen und andererseits Stellen, an welchen ganze Stücke herausgerissen sind. Im zweiten Fall stellt sich die Frage, woher diese Löcher stammen. Wer tut so etwas?  Stammen sie von Kämpfen mit großen Tintenfischen?

Schnittverletzungen können ebenfalls verschiedene Ursachen haben. Sie können von Schiffsschrauben aber auch durch die Leinen der Sportfischer verursacht werden. Die Fangquoten für die Sportfischer wurden begrenzt. Sie gehen alle möglichst zu Beginn der Fischfangsaison im Juni und Juli hinaus aufs Meer, um auch noch einen Fang zu machen. So sind täglich bis zu 180 Boote von Sportfischern auf dem Meer, was über 800 äußerst gefährliche Leinen für die Wale und Delfine bedeutet. Meist schneiden die Leinen tiefe Wunden in die Tiere oder es werden ganze Finnen gleich abgetrennt. Diese Verletzungen heilen nur mühsam oder führen längerfristig zum Tod. Ein Pottwal besitzt nur noch eine halbe Fluke. Er ist also sozusagen mit halbem Antrieb unterwegs und benötigt so für jeden Tauchgang mehr Energie als seine Artgenossen.

In der Bucht von Gibraltar gibt es leider ein neues, bedenkliches Phänomen. Wenn die fliegenden Fische in die Bucht schwimmen, werden diese von unten her von den Delfinen und von der Luft aus von den Tölpeln gejagt. Neu fahren auch Fischer mit ihren Booten voll in die Fischschwärme hinein und verletzen so die jagenden Delfine.

Auch sonst werden einige Delfine Opfer der Fischerei. Sei es weil sie in Netze geraten oder absichtlich von gestörten Fischern verstümmelt wurden.

Die Orcas weisen immer wieder Verletzungen auf. Für sie sind die Fischerleinen und damit verbundene Verletzungen selbstverständlich geworden. Dies zeigt wie gefährlich ihr Alltag ist. Außerdem ist ihre Nahrung noch knapper geworden, seit die Fangquoten für die Thunfischer beschränkt wurden und diese nur noch eine begrenzte Zeit am Thunfisch fischen sind. Betreffend dieses Problem der Orcas hat Jörn eingegeben, dass die Fischer welche mit Leinen fischen eine höhere Fangquote erhalten. Denn nur dann könnten auch die Orcas länger von der vorhandenen Nahrung profitieren, was gerade für die Kälber überlebenswichtig ist. In kleinen Familien wie es die Orcas von Spanien sind, ist das Überleben jedes einzelnen Kalbes existenziell für den Fortbestand der ganzen Sippe.

Aber nicht nur Fischer, Fischerleinen und Boote sind für Verletzungen verantwortlich, einige Tiere weisen Wunden und entzündete Stellen auf, die von Markierungen durch Forscherteams stammen.

Auch der ganze Plastikmüll im Meer belastet die Tiere. Mit der Nahrung nehmen sie automatisch viele Schadstoffe auf. Untersuchungen haben gezeigt, dass sogar die Flohkrebse der Tiefsee bereits unerwartet hoch belastet sind. Die Tiefsee war in der Evolutionsgeschichte immer ein Ort wo alles noch gut und rein war. Das Tiefseewasser vom Mittelmeer braucht bis zu 200 Jahre, bis es über dem Unterwassergebirge an die Oberfläche hoch kommt. Es wäre interessant, wenn man mal Proben nehmen könnte, um zu wissen wie verseucht das Wasser in der Straße von Gibraltar ist. Immerhin hatte es lange Zeit um Schadstoffe aufzunehmen.


Zum Schluss folgen noch die Verdankungen durch Katharina. Nur mit dem großen Engagement vieler Freiwilliger, Interessierter, Gönner und Sponsoren kann die Stiftung erfolgreich sein.

 

Auch die Präsenz in den Medien ist sehr wichtig. SRF bi de Lüt "Familiensache Ferienzeit" sucht eine Familie, die sie während ihrer Zeit bei firmm begleiten dürfen. Wer Interesse hat, soll sich bei Katharina melden.

 

Im nächsten Jahr am 17. Februar 2018 findet das 20-jährige Jubiläum vom firmm-Treffen statt. Also unbedingt schon vormerken!

Damit geht das 19. firmm-Treffen um 21.20 Uhr zu Ende. Katharina dankt allen für ihr Kommen und wünscht einen schönen restlichen Abend.

 

 

 

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