Eindrücke eines Kursteilnehmers (Teil 2)

von firmm Team

Orca-Sichtungen gehören sicherlich zu den Highlights einer Beobachtungsfahrt. Die Chance sie zu beobachten stehen gut für uns, da andere Boote sie schon vorher gesichtet hatten.
Wir nehmen Kurs in die Richtung, wo marokkanische Fischer ihre Fangleinen für den großen "Blue Fin"-Thunfisch ausgebracht haben. Auf dem Weg dorthin treffen wir zunächst auf eine große Gruppe von gewöhnlichen Delfinen. Sie sind verspielt und kommen nahe ans Boot. Wir setzen nach kurzem Aufenthalt unsere Fahrt fort. Am Ziel angekommen, finden wir einige Dutzend kleiner, mit schwachen Außenbordmotoren ausgestatteter, hölzerner Fischerboote vor.



Die Kulisse für eine solche Ausfahrt könnte nicht schöner sein. Ausläufer des marokkanischen Atlasgebirges führen hier bis zum Meer und beeindrucken mit einer gewaltigen Steilküste.

Die Leine in der mit einem Handschuh geschützten Hand haltend, möchte man zuerst kaum glauben, dass die Fischer mit ihrer Fangmethode und körperlicher Kraft von meist 3 Männern, einen großen Thunfisch, mit einem durchschnittlichen Gewicht von 300kg und einer nicht zu unterschätzenden Kampfkraft, bewältigen können. Unweigerlich drängen sich Erinnerungen an Szenen von "Der alte Mann und das Meer" auf. Ein Fischerboot macht uns darauf aufmerksam, nicht zu nahe kommen, da der Drill mit einem Thunfisch begonnen hat und sie den Fisch möglichst schnell an Bord zu bekommen haben. Eile ist geboten, da eine Familie von Orcas den an der Leine kämpfenden Thunfisch schon aufgespürt hat. Ständig tauchen die Schwertwale ab, um sich den dargebotenen "Snack" einzuverleiben.

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Foto oben: Die Orcas wittern fette Beute und pirschen sich an das kleine Fischerboot an. (Foto: Frank Haasenritter)

Die Verzweiflung der Fischer ist nicht zu übersehen und nachlassende Kraft und Gewicht des Thunfischs lassen erahnen, dass der Fang, mit einem Marktwert von etwa 1500€, verloren zu sein scheint.
Endlich erscheint der gewaltige Kopf des Thunfischs an der Oberfläche. Traurige Gewissheit des Verlusts zeigt sich, als der vollkommen zerfetzte Körper die Bordwand hochgezogen wird und nur noch letzte Reste des rötlichen, schmackhaften Fleisches zu sehen sind. Unweigerlich muss man bei dieser Szenerie erneut an den "alten Mann und das Meer" denken. Wild gestikulierend und fluchend lassen die Fischer ihrer Verzweiflung freien Lauf. Die Orcas ziehen weiter.



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Fotos oben: Vom grossen Fang bleibt für diese marokkanischen Fischer kaum etwas übrig. Auch wenn der Kopf des Thunfisches noch einiges an verwertbarem Fleisch enthält, ist der Frust über den Verlust berechtigt und verständlich. (Fotos: Frank Haasenritter)

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Foto oben: Des einen Freud, des andern Leid. Während die Gäste von firmm® sich an den anmutigen Orcas erfreuen, ärgern sich die Fischer über den entgangenen Fang (Foto: Frank Haasenritter)

Für uns ist es Zeit Richtung Tarifa abzudrehen. Kaum ist der Kurs eingeschlagen, treffen wir auf eine Gruppe von Grindwalen. Es wundert mich, dass sie sich nur unweit von der Orca-Familie entfernt aufhalten. In Tarifa angekommen werden die Beobachtungen noch einmal besprochen und es ist offensichtlich, dass man von dieser Fahrt viele Eindrücke mitnehmen wird.

-Frank Haasenritter-

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