Außergewöhnliche Pottwalsichtung

von firmm Team

Pigmento / Mondrino

6. Mai 2010, 12.00 Uhr Morgenfahrt / Text Katharina Heyer

Das Meer präsentierte sich nach den letzten eher rauen Tagen erstaunlich ruhig. Beim Überqueren der Straße von Gibraltar begegneten wir bereits im Kanal den ersten ruhenden Grindwalfamilien. Die einen hatten schon begonnen, sich langsam in Richtung Mittelmeer zu bewegen, die andern trieben noch gemächlich umher. Einige junge Tiere schwammen interessiert zum Boot. Wir liessen das Schiff mit der Strömung treiben, sodass mehrere Grindwalfamilien uns einholten und vorbeizogen. Einige mittelgroße Teenager kamen für längere Zeit zum Boot, tummelten sich direkt unter den Gästen, die ihre helle Freude hatten. Ich dachte schon ans Umkehren, als wie zufällig neben den Grindwalen ein Pottwal mitschwamm. Niemand hatte ihn auftauchen sehen, plötzlich war er da! Es war nicht nötig, das Boot zu manövrieren, so perfekt parallel zum Schiff lag er da, nur 50 Meter von uns entfernt!

Er atmete regelmässig – kein Hyperventilieren, wenn die Tiere fast außer Atem von weit unten hoch kommen, um sich erneut mit Sauerstoff zu füllen. Noch bevor ich etwas sagen konnte, rief Diego, dass es Pigmento sei! Wir erkannten sofort die für Pigmento typischen vielen hellen Flecken, die vermutlich von Umschlingungen eines grossen Kalamars stammen. Es war tatsächlich Pigmento, den wir schon seit einigen Jahren kennen. Wir vermuten, dass der Pottwal ein Weibchen ist, welches im Jahr 2007 mehrmals mit einem Jungen gesichtet wurde. Am Nachmittag desselben Tages sahen wir zudem nochmals einen Pottwal, einen wesentlich kleineren, welcher tatsächlich das Junge von Pigmento sein könnte. Außer diesen beiden gab es in letzter Zeit keine Pottwalsichtungen und die Vermutung ist naheliegend, dass die zwei zusammen unterwegs sind. Junge Pottwale bleiben ca. 7 Jahre bei ihrer Mütter.

Nach einer Weile tauchte Pigmento klassisch ab, d.h. er zog sich zusammen, ging kurz unter, um nochmals mit dem bekannten Buckel hochzukommen und dann senkrecht abzutauchen.



Bis dahin verlief alles ganz normal. Wir waren alle benommen von dem majestätischen Abtaucher. Ich hatte soeben in 3 Sprachen angekündigt, dass wir nun nach Tarifa zurückkehren würden, als doch tatsächlich Pigmento nochmals an die Oberfläche kam, wieder nur ca. 50 Meter vom Boot entfernt.



Das Pottwalweibchen drehte sich langsam fast um die eigene Achse, da um sie herum einige Grindwale aufgetaucht waren. Und dann passierte das, was man sich immer wünscht: Pigmento machte erneut den Buckel und tauchte ein zweites Mal senkrecht ab.



Die auf den Fotos angegebenen Zeiten zeigen, dass zwischen dem ersten Abtaucher und dem Wiederauftauchen 3 Minuten lagen und 5 Minuten zwischen den beiden senkrecht abtauchenden Fluken.

Noch nie in 12 Jahren habe ich gesehen, dass nach einem ersten senkrechten Abtauchen der Wal nochmals hoch kam, um den Gästen ein zweites Mal die sensationelle abtauchende Schwanzflosse zu zeigen!

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