11. firmm Treffen 2009 im Kultur- und Kongresshaus Aarau / Schweiz
von firmm Team
Text /Fotos: Yvonne Zollinger, Journalistin
Rückblick: Eine Saison mit schwierigem Anfang
Das 11. firmm-Treffen fand am 24. Januar 2009 in Aarau statt. Längst ist aus dem familiären Kreis von Freunden um Katharina Heyer und ihrem Projekt ein Grossanlass geworden. Der Saal im Kultur- und Kongresshaus in Aarau konnte die grosse Schar Besucher kaum fassen. Unter ihnen viele, die mit der Arbeit von firmm bestens vertraut sind, die in Tarifa ihre Ferien verbracht haben oder sogar als Volontäre oder in einer anderen Funktion für die Stiftung gearbeitet haben oder es noch tun. Zu den bekannten Gesichtern kommen jedes Jahr viele neue, die sich für die Arbeit der Stiftung interessieren.
Katharina begann den Abend mit einem Rückblick auf die 11. firmm-Saison, die eine der schwierigsten gewesen sei, die sie in Tarifa erlebt habe. Bis in den August hinein folgte eine Widrigkeit der nächsten. Angefangen von den endlosen Bauarbeiten, die ausgerechnet zur Hauptsaison vor dem firmm-Office in der Altstadt ausgeführt wurden, über schikanöse Vorschriften betreffend Beschilderung des neuen Lokals am Hafen bis hin zum Ärger mit den Inspektionspapieren für das neue Boot.
Zu den schöneren Erlebnissen zählten die Besuche in den spanischen Schulen von Bolonia und Tahivilla, in denen Jörn seine Vorträge über die Wale und Delfine in der Strasse von Gibraltar halten konnte. In Bolonia war ein Jahr zuvor ein Finnwal gestrandet. Die Kinder waren voller Fragen und wollten danach unbedingt auch mit dem Boot hinaus zu den Tieren.
Katharina hielt jede Woche einen Vortrag auf Deutsch in den Aldiana Hotels. Wissensvermittlung findet jeweils auch für die Passagiere vor den Ausfahrten statt. 2008 haben die Volontärinnen und Volontäre rund 1500 bis 1600 Kurzvorträge in vier Sprachen gehalten.
580 Fahrten konnten während der Saison gemacht werden, 100 mehr als im Vorjahr. Allerdings mussten davon rund 130 an die Konkurrenz weitergegeben werden, weil das neue Boot auf sich warten liess.
Obwohl bis in den August hinein nur mit einem Boot ausgefahren werden konnte, war die Zahl der Delfin- und Walsichtungen sehr gut. Vor allem Grindwale wurden im Vergleich zum Vorjahr viel häufiger gesichtet. Anscheinend, so Katharina, gehe es den Tieren trotz allem immer noch gut in der Strasse von Gibraltar. Aber natürlich hänge es auch damit zusammen, dass man inzwischen ziemlich genau wisse, wo man die Tiere finden könne. Ebenfalls zugenommen haben die Grossen Tümmler. Jedoch dramatisch weniger Sichtungen gab es bei den Gestreiften Delfinen und dem Gemeinen Delfin. Eine bedenkliche Entwicklung, denn der Gemeine Delfin steht bereits auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere.
2008 ist auf der marokkanischen Seite der Meerenge der neue Hafen, Tanger-Med, fertig gestellt worden. Es ist der grösste Hafen ganz Afrikas. Katharina befürchtet, dass nun die Zahl der von Schiffen verletzten Tiere zunehmen wird.
Am 6. August traf endlich das neue Boot in Tarifa ein. Nach vielen Schikanen wegen fehlender Papiere und weiteren Tagen, an denen das auf den Namen firmm Spirit getaufte Boot weiter an der Mole liegen musste, ging es am 14. August los. Von diesem Tag an sei alles glatt gelaufen und das Blatt habe sich gewendet, sagte Katharina in ihrem Rückblick. Die firmm Spirit hat alle Vorteile, die man sich für die Ausfahrten zu den Walen wünschen kann. Sie bietet 55 Passagieren Platz. Man kann bequem im Trockenen sitzen, und es gibt eine Toilette. Ausserdem kann die Crew nun aus einer erhöhten Position über die Passagiere hinweg nach den Meeressäugern Ausschau halten.
Zum Abschluss ihres Rückblicks stellte Katharina das Team aus der 11. Saison in Tarifa vor und dankte allen mit einigen persönlichen Worten für ihre Mitarbeit.
Vortrag
Im Anschluss berichtete Frau Prof. Patricia Holm, Biologin an der Uni Basel über den Beitrag, den die Stiftung firmm in der Hochschulausbildung leistet. "Nur was wir kennen und verstehen, werden wir auch achten und schützen", dieses Motto gelte auch für die studentische Ausbildung, sagte die Professorin in ihren Ausführungen. Unter diesem Gesichtspunkt gestaltet sich jeweils auch der Aufenthalt der Studenten in Tarifa. Sie profitieren dabei nicht nur von der Infrastruktur, die die Stiftung mit den Kurslokalen, den Ausfahrten usw. zur Verfügung stellen kann, sondern auch vom grossen Wissen und den Erfahrungen mit den Meeressäugern, die sie in ihrer elfjährigen Tätigkeit vor Ort gesammelt hat. 30 Studenten aus den Studiengängen Biologie und nachhaltige Entwicklung haben sich im April 2008 zusammen mit Prof. David Senn und Prof. Patricia Holm in Tarifa einquartiert, um sich mit den Meeressäugern und ihrem Umfeld auseinander zu setzen.
Film
Über längere Zeit haben sich auch Daniele Grieco und sein Filmteam in Tarifa aufgehalten. Die Dreharbeiten zum Dokumentarfilm über firmm und die Wale und Delfine in der Strasse von Gibraltar sind nun abgeschlossen. Als besonderer Höhepunkt des Abends bekamen die Besucherinnen und Besucher des Treffens den Film in einer exklusiven Vorpremiere zu sehen. Über den endgültigen Titel, Inhalt und die Dreharbeiten werden wir ausführlich in einem separaten Blog berichten, sobald der Film im Frühsommer in Deutschland's Kinos angelaufen ist.
Marokko
Das Dolphin Rescue Center in Marokko
Seit vielen Jahren hat Katharina eine kleine Bucht, samt Haus und Hafen eines ehemaligen Schmugglers, im Visier für ihr Dolphin Resort. Ebenso lange schon dauert das Hin und Her mit den Behörden um den Pachtvertrag, Baugenehmigung usw. Das Bangen hat nun mit einer amerikanischen Unternehmergruppe und dem kanadischen Investor, Michael Noble, ein Ende gefunden. Das Haus mit Hafen soll in ein modernes Marine Center umgebaut werden, das nicht nur ältere Delfine aus den Delfinarien Europas aufnehmen kann, sondern auch verletzte Tiere aus der Region medizinisch versorgen wird.
Die Pläne für das Center sind soweit fortgeschritten, dass mit dem Beginn der ersten Bauetappe im kommenden Sommer gerechnet wird. Anhand von Grafiken zeigte Katharina, wie das Projekt aussieht. Es verbindet das Nützliche mit dem Wirtschaftlichen, vereint die dringend notwendige Hilfe für die Delfine mit den Bedürfnissen der Touristen. So sind neben den Einrichtungen die Forschern, Veterinären und Mitarbeitern des Marine Centers zur Verfügung stehen, auch grosse Bereiche für Besucher vorgesehen. Sie sollen die Delfine sehen können, ohne sie zu stören.
Inklusive Hafen- und Kanalanlage in der Bucht werden die Delfine eine Fläche von 5150 Quadratmetern zur Verfügung haben.
Für die Touristen entstehen neben Restaurant, Ausstellungsräumen und Unterwasserobservatorium auch eine familienfreundliche Ferienanlage und ein Hotel.
Für die Betreuung der Delfine sind zwei kompetente Personen vorgesehen:
Dr. Christina Schnug, Veterinärin und Walforscherin aus Deutschland und
Vladas Martirosa, Physiker und Forscher aus Littauen. Beide setzen sich sei längerem für den Schutz der Meeressäuger ein.
Samuel Notz, jüngster Stiftungsrat bei firmm, übersetzte die Videobotschaft von Vladas Martirosa, der wegen einer Fussverletzung nicht am Treffen teilnehmen konnte.
Den Schluss des Abends widmete Katharina Heyer dem Dank an die grosse Schar freiwilliger Helferinnen und Helfer, die mit ihrem Einsatz dazu beitragen, dass die Stiftung ihre Arbeit bewältigen kann. Angefangen bei all jenen, die unsichtbar im Hintergrund z.B. für die Broschüren, den Internetauftritt, den Newsletter oder das Werbematerial verantwortlich sind über die vielen Spender und Gönner der Stiftung bis hin zu den fleissigen Helfern des 11. firmm-Treffens.