Bericht von Peter Wendel

Peter Wendel
Peter Wendel

Text: Peter Wendel, Studi bei firmm

In der herrlichen Altstadt von Tarifa, an der engsten Stelle der Strasse von Gibraltar, traf ich mich mit mehreren Gleichgesinnten, sogenannten Studis, für 14 Tage zum Beobachten der Wale.

Bereits am ersten Beobachtungstag sichteten wir Pilotwale, geschätzt ca. 12 Tiere. Das Sozialverhalten dieser Tiere beeindruckte mich sehr. Auf die Kälber und ihre Mütter haben andere Tiere der „Sippe“ ihre Schwimmgeschwindigkeit angepasst oder auf Mutter und Kalb bei ca. 200 m Abstand gewartet! Auch bei Tauchgängen der erwachsenen Tiere wurde ein Kalb nie allein zurückgelassen. Die Mutter, eine Tante oder ein älteres Geschwister blieben immer beim Kalb zurück. Auch ein verletztes Tier mit tiefen Wunden, vermutlich von einer Schiffsschraube herrührend, wurde von einem gesunden Tier begleitet. Pilotwalgruppen sichteten wir bei allen Ausfahrten.

Beindruckt hat mich auch die Schwimmleistung sowohl von Delfinen als auch Pilotwalen – 200 km Tagesleistung seien normal! Wie kann man da von artgerechter Haltung in Delfinarien sprechen?

Blauweisse (gestreifte) Delfine und Grosse Tümmler beobachteten wir bei ca. 50 % der Ausfahrten, welche jeweils etwa 2 Stunden dauerten. In der Strasse von Gibraltar leben 3 Delfinarten. Das Sozialverhalten der Delfine ist ähnlich ausgeprägt wie bei Pilotwalen. Auf mich wirkten Sie aber verspielter. Ob sie lächeln oder traurig, sind habe ich diesen Tieren nicht angesehen. Dies bestätigte mir der Meeresbiologe Jörn: Sie scheinen immer zu lächeln.

Großer TümmlerDen kleinsten gewöhnlichen Delfin, der mit dem farbigen, gelben Bauch, sichteten wir einmal zum Greifen nahe direkt neben unserem Boot „Spirit“. Leider war er zu schnell weg für eine Fotoaufnahme.

Übrigens, Delfine sind sehr gute Surfer. Diese Supersurfer beobachteten wir auf den Bugwellen mehrerer riesiger Frachtschiffe. So sollen sie mit minimalem Energieverbrauch grosse Strecken zurücklegen. Da soll mir einer sagen, diese Tiere seien nicht lernfähig. Ihr Fortbewegen wirkt auf mich spielerischer als bei den ruhiger schwimmenden Pilotwalen.

Bei einer Ausfahrt in der zweiten Woche sichteten wir 3 Pottwale. Diese 3 Tiere sind kurz hintereinander abgetaucht!! Bei 2 Tieren habe ich den ganzen Abtauchvorgang fotographisch festhalten können. Für mich ein unerwartetes, riesiges Ereignis.

Leider haben sich die Pottwalsichtungen lt. Jörn stark reduziert. Der Rückgang sei auf einen riesigen, neuen Hafen, welcher in Marokko gebaut wird, zurückzuführen (Ersatz für den Hafen von Tanger). Vor dem Bau des neuen Hafens haben sich die Pottwale in dieser Bucht vermutlich bei rauer See ausgeruht. Diese Erholung ist mit dem neuen Hafen nicht mehr möglich. Die Strasse von Gibraltar ist sehr windig – aber auch ein nahrungsreicher Futterplatz. (Sowie ein „Autobahn“ für ca. 300 Schiffe pro Tag).

An zwei Tagen war die See sehr stürmisch. An eine Ausfahrt war nicht zu denken. Dünenwanderung, Felsküstenwanderung sowie eine Wanderung zu einem Wasserfall waren für mich eine willkommene Abwechslung. Vögel wie Geier, Schwalben aber auch Sommervögel, wunderschöne Blumen und Bäume haben wir gesehen. Auch eine abendliche Wanderung auf dem Wanderweg oberhalb der Steilküste von Tarifa war ein Genuss.

Neben dieser Natur habe ich die ausgezeichnete Akustik in der Seitenkirche der Kirche in Tarifa sehr geschätzt.  Barockmusik von Händel, Vivaldi oder Graun in einem solchen Raum mit meiner Blockflöte zu spielen ist einfach herrlich.

Während den Fahrten hat das firmm-Team uns Studis und die Tagespassagiere ausgezeichnet betreut und informiert. Besonders die „Tütentante oder der Tütenonkel“, welche im Passagierraum vor dem Kapitänshäuschen stand, hatten es mir angetan und machten mir Spass. Ich brauchte sie bzw. ihre Tüten zum Glück nicht!! Ihre Kaugummis lehnte ich aber nie ab.

Herzlich danke ich dem firmm-Team, im Besonderen auch Katharina und Jörn, für die ereignisreichen Ausfahrten und Informationen.

Der älteste Studi

Peter

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