Eine herrliche Küstenwanderung (Tarifa - Torre de Guadalmesí)

von firmm Team

Text und Fotos: SONJA VAN DEN BOSSCHE, volontärin bei firmm – Juni 2015

Nachdem sich herausstellte, dass die Ausfahrt an der ich an meinem freien Tag teilnehmen wollte schon ausgebucht war, entschied ich mich für eine Wanderung an der Mittelmeerküste. Dieser geologisch - als auch historisch interessante Teil Tarifas hat mich schon seit der Steilküstenwanderung mit Jörn (firmms Meeresbiologe), den Teilnehmern des Wal- und Delfinbeobachtungskurses und den anderen Volontären letzte Woche fasziniert.

Wanderung mit Kursteilnehmern Holzbrücke 

Die Küstenwanderung von Tarifa bis zum Turm Guadalmesí startet an der Festung von Guzmán El Bueno (Guzmán der Gute). Ueber Jahrhunderte wurde dieser Weg zum Transport für Vieh benutzt und der Pfad „La Colada de la Costa“ führt den Wanderer nach Osten Richtung Algeciras, durch den Nationalpark der Meerenge. Ich berechnete meine Wanderzeit mit ungefähr 4 Stunden mit Hin- und Rückweg und machte mich so am frühen Nachmittag auf den Weg.

Ich überquerte zwei Holzbrücken über ausgetrocknete Flüsse und mein Weg führte mich an Blumenfeldern, abgetragenen Sandstein Abrassionsplattformen – und Klippen, Bunkern, Ruinen und vielem mehr vorbei. Auf der anderen Seite der Meerenge war es der Moses Berg, eine der zwei Säulen des Herkules (die andere ist der Fels von Gibraltar), der mich nachhaltig beeindruckte. Kühe, Esel, Ziegen und Schafe die auf den Hügeln weideten, sowie einige Vögel, waren die einzigen Lebewesen die ich auf meiner Wanderung durch diese einsame, aber abwechslungsreiche und manchmal spektakuläre Landschaft traf. Geformt in Millionen von Jahren, durch die reiche andalusische Geschichte, die starken Winde (Levante und Poniente) die durch die Straße von Gibraltar fegen, sowie durch die Erosion der Wellen an der Küste.

Blumenpracht Kühe am Salzwasser 

An der Küste bewunderte ich besonders die Abrassionsplattformen. Das sind halb überflutete Gesteinsflächen der Gezeitenzone, die durch die Kollision der Eurasischen und Afrikanischen tektonischen Platten (die im marokkanischen Rif Gebirge aufeinandertreffen) und durch den ungleichen Erosionswiderstand von Materialen unterschiedlichen Härtegrades - harter (Ton) und weicherer (Sandstein) – entstanden sind.

Sandstein Abrassionsplattform Bunker und Ruinen einer Farm Sicht auf den Yebel Musa und die Straße von Gibraltar 

An den senkrechten Felswänden, die nur spärlich bewachsen sind, gibt es seltsame Aushöhlungen – an Wespennester erinnernd – die einen Durchmesser von ungefähr 2-3 cm haben und durch Erosion durch Wind und Salzwasser entstanden.

Die 498 Bunker und ähnliche Konstruktionen dieser Region wurden nach dem Spanischen Bürgerkrieg unter der Regentschaft Franco’s gebaut, um die Grenzunversehrtheit zwischen Conil de la Frontera und dem Guardiaro Fluss zu überwachen, zu sichern und zu verteidigen, besonders in der Nähe von Gibraltar.

Der ungefähr 15 m hohe Turm von Guadalmesí ist der Endpunkt der Wanderung. Er wurde 1588 unter der Herrschaft von Philip II von Spanien in der Flussmündung des Guadalmesí errichtet, wo die Piraten Wasser schöpften, denn er ist im Sommer der einzige Fluss der noch Wasser führt. Die Aufgabe des Turms war es also die Wasserversorgung für feindliche Schiffe zwischen Tarifa und Algeciras unmöglich zu machen und die einzige ganzjährige Wasserquelle zu verteidigen. Außerdem konnten die Einheimischen vor der Ankunft von Feinden gewarnt werden. Um den Turm gibt es einige zerstörte Häuser, vielleicht einst genutzt von einer militärischen Einsatztruppe. Eine weitere Funktion des Turms war es die Durchfahrt durch die Straße zu bewachen und Kontakt mit dem Turm „Torre del Fraile (Mönchsturm)“ und der Isla de las Palomas zu haltend.

Abrassionsplattform und Turm von Guadalmesí Der Turm und verfallene Häuser Fluss Guadalmesí und der Turm 

Darüber hinaus bedeutet der Name “Guadalmesí” auf Arabisch “ Fluss der Frauen”. Die Legende besagt, dass die Bevölkerung ihre Frauen nahe der Flussquelle versteckte um sie vor einer Entführung durch Piraten zu bewahren, die sie auf der anderen Seite als Sklavinnen verkauften.

In der näheren Umgebung des Turmes gibt es auch einen Vogelbeobachtungsposten. Im Frühling und Herbst kann man hier viele Arten von Gleitvögeln beobachten wie zum Beispiel Adler, Fischadler, Störche, Schwarzmilane, Wespenbussarde, Gänsegeier, eurasische Sperber, Wiesenweihen, Rötelfalken etc.. Diese überqueren die Straße und nutzen die hohen Luftströmungen um zu fliegen, anstatt mit ihren Flügeln zu schlagen. Der Aussichtspunkt bietet außerdem einen atemberaubenden Blick auf den 842 m hohen Moses Berg in Marokko, da die Distanz der beiden Kontinente hier nur 14.4 km beträgt.

Vogelobservatorium von Guadalmesí und Yebel Musa Riff, Leuchtturm von der Taubeninsel (Isla de las Palomas) und der Hafen von Tarifa 

Auf meinem langen Heimweg hörte ich plötzlich das Horn einer Fähre und war erleichtert nach dieser langen Wanderung wieder im Zentrum Tarifas zu sein. Wieder zu Hause!

Nach einem langen und anstrengenden Nachmittag hat mir die Straße von Gibraltar, ein mystischer und magischer Ort an dem sich zwei Kontinente – Europa und Afrika- und zwei Meere – das Mittelmeer und der Atlantische Ozean- begegnen, große Freude bereitet. Und diese Wanderung hat mir vergegenwärtigt, dass man sich nicht nur eins fühlen kann mit den Walen und Delfinen im Wasser, sondern auch mit dem was uns die Natur an Land bietet….

Karte der Wanderung 

 

Quellen:

Spanisch
1) http://www.rutasyfotos.com/2010/07/de-tarifa-la-torre-de-guadalmesi-por-la.html
2) http://pavostrotones.blogspot.com.es/2010/09/torre-de-guadalmesi.html
3) http://senderismocarlosypetra.blogspot.com.es/2013/09/sendero-colada-de-la-costa-tarifa.html
4) http://senderismocarlosypetra.blogspot.com.es/2013/09/sendero-colada-de-la-costa-tarifa.html
5) https://campogibraltar.wordpress.com/2011/08/25/torre-del-guadalmesi-un-rinconcito-escondido-mirando-al-estrecho/
6) http://www.euskadiz.com/la-magia-del-flysch-el-parque-natural-del-estrecho/
7) http://es.wikipedia.org/wiki/Torre_de_Guadalmes%C3%AD
8) http://mirinconmisitio.blogspot.com.es/2012/06/km90-torre-guadalmesi.html (birds)

Englisch
9) http://www.todotarifa.com/en/blog/naturaleza/127-un-paseo-por-la-costa-este-del-estrecho-de-gibraltar.html?hitcount=0

Karte
10) https://dcaminata.wordpress.com/2011/07/13/de-pelayo-a-tarifa-2/

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